Sozialismus und Kommunismus in ihrer Bedeutung für die Revolution von 1848/49


Copyright © 1998 by Jürgen Herres. Veröffentlichung in: Bernd Rill (Hg.): 1848 – Epochenjahr für Demokratie und Rechtsstaat in Deutschland. München 1998. (Berichte und Studien der Hanns Seidel Stiftung e.V., Bd. 77). S. 257–275

Interessante Ausführungen zum englischen Sprachgebrauch der Begriffe "Sozialismus" und "Kommunismus" finden sich bei Detlev Mares: Auf der Suche nach dem "wahren" Sozialismus. Demokratische Bewegung und liberale Politik im viktorianischen England. Berlin, Wien 2002. S. 164ff.


Die Revolution von 1848 war mehr als eine Verfassungs- und eine nationale Bewegung. Sie hatte auch eine soziale Komponente. Dies galt insbesondere für Frankreich, aber in gewisser Weise auch für Deutschland. Teilnehmende Beobachter deuteten die Ereignisse von 1848/49 sogar eher als sozial denn als politisch begründete Revolution. In seiner berühmten Rede vor der Pariser Nationalversammlung hielt der französische Sozialist Pierre-Joseph Proudhon am 31. Juli 1848 den Abgeordneten entgegen: „Der Socialismus hat die Februarrevolution erzeugt; Ihre parlamentarischen Zwistigkeiten würden die Massen nicht in Bewegung gesetzt haben.“[1] Selbst für unvoreingenommenere Zeitgenossen hatte 1848 das soziale Element einen bestimmenden Charakter. Der Aristokrat Alexis de Tocqueville, 1848 Vizepräsident der französischen Nationalversammlung, dem man keinesfalls revolutionäres Wunschdenken vorwerfen kann, notierte sich: „Der Sozialismus wird das wesentliche Charaktermerkmal der Februar-Revolution ... bleiben. Aus der Ferne gesehen, wird die Republik dabei nur als ein Mittel und nicht als ein Ziel erscheinen.“[2] Der deutsche Staatsrechtler und Nationalökonom Lorenz von Stein war sich ebenfalls sicher: „In Frankreich hat die Revolution zum ersten Male wirklich die sociale Revolution zu einer bewußten That des Volkes gemacht.“[3] Auch in Deutschland wurde die Revolution nicht zuletzt als soziale wahrgenommen. Der Kongreß deutscher Handwerker- und Arbeitervereine, der vom 23. August bis 3. September 1848 in Berlin tagte, äußerte in einer Petition zum „Recht auf Arbeit“ an die deutsche Nationalversammlung in Frankfurt am Main die „Überzeugung, daß die revolutionäre Bewegung in ihrem tiefen Grunde eine sociale und nur in Folge davon eine politische geworden sei“.[4] Der Mediziner Rudolf Virchow, später Führer der preußischen Liberalen, schrieb bereits am 1. Mai 1848 seinem Vater, „daß diese Revolution nicht eine einfach politische, sondern wesentlich eine sociale“ sei.[5] Selbst Otto von Bismarck, damals ein junger Mann der äußersten Rechten, war davon überzeugt, wie er im September 1849 im preußischen Landtag ausführte, daß für die Revolution nicht das nationale, sondern das „soziale Element“ entscheidend gewesen sei.[6] Was jedoch für Virchow Zeichen der Hoffnung war („Wenn wir das Politische fertig haben, dann wird das große Werk erst anfangen“), verstand Bismarck als Bestätigung dafür, daß angesichts eines drohenden sozialen Umsturzes die Unterdrückung liberaler und nationaler Forderungen unumgänglich sei.

Bis heute umstritten sind Ausmaß und Gewicht dieser sozialen Komponente. Die ehemals schroffen Gegensätze zwischen Sozial- und Politikhistorikern milderten sich inzwischen zugunsten einer ausgewogeneren Sichtweise. Die aktive Teilnahme sozialer Unterschichten an der gemeinhin als „bürgerlich“ charakterisierten Revolution steht nicht mehr zur Diskussion, auch der spezifische Charakter des revolutionären Engagements dieser Schichten ist inzwischen intensiv erforscht. Einig ist man sich, daß die nicht­bür­ger­lichen Schichten auf dem Land und in den Städten nicht nur in Frankreich, sondern auch im vormärzlichen Deutschland aufgrund ihres beträchtlichen Umfangs und ihrer prekären Existenzbedingungen ein beachtliches revolutionäres Potential darstellten. 1848 gaben die bäuerlichen Revolten, die im Frühjahr die größte Durch­schlagskraft erlangten, sowie die Bewegungen der städtischen Arbeiter und Handwerker der Revolution Schubkraft und Dynamik. Historiker und Zeitgenossen gingen sogar soweit, die „Heraufkunft der Arbeiterbewegung ... als das bedeutendste Faktum der Revolution von 1848“ herauszustellen.[7] Der radikale Publizist Louis Heilberg äußerte bereits im April 1848 gegenüber dem sozialistischen Journalisten Moses Hess die Überzeugung, daß mit der Arbeiterschaft, „ein ganz neues Element in der Weltgeschichte eingetreten“ sei.[8] Zumindest betrat 1848 „nach dem Bürger der Arbeiter als handelnde Figur die politische Bühne“.[9]

Weiterhin offen ist, welchen Einfluß die sozialistischen und kommunistischen Strömungen in den 1840er Jahren auf die unterbürgerlichen Schichten gewinnen konnten und damit auch die Frage, welche Bedeutung diesen Strömungen in der Revolution zukam. Die sow­jeti­sche und DDR-marxistische Forschung waren in starkem Maße auf „kom­muni­stische Spurensicherung“ fixiert und widmeten dem Wirken von Marx und Engels sowie des Bundes der Kommunisten ihre Aufmerksamkeit. Demgegenüber neigten bundesrepublikanische Historiker lange Zeit dazu, „die organisatorischen Anfänge der Arbeiterbewegung ‘kommunistenfrei’ zu halten.“[10] Nachdem der heftige Streit, der bis 1990 zwischen östlichen und westlichen Forschern in diesen Fragen tobte, abgeklungen ist, herrscht in den letzten Jahren weitgehend Desinteresse vor.

Vor dem Hintergrund der sensationellen Wirkungsgeschichte des Marxismus im ausgehenden 19. und im 20. Jahrhundert schenkte die historische Forschung in Ost und West dem Erscheinen des „Manifests der kommunistischen Partei“ immer wieder besondere Aufmerksamkeit. Mit der Anfangszeile „Ein Gespenst geht um in Europa – das Gespenst des Kommunismus“ und der Aufforderung am Schluß „Proletarier aller Länder, vereinigt Euch!“ wurde das ‘Manifest’ Ende Februar 1848 in wenigen hundert Exemplaren in London ausgeliefert. In Paris begann gerade die Februarrevolution ihren Siegeszug. Karl Marx war Ende November 1847 auf einem Kongreß des Bundes der Kommunisten mit der Abfassung dieser vielleicht einflußreichsten Programmschrift in der Geschichte Europas beauftragt worden. In ihr entwarf er das Programm einer politischen Revolution, die in einer sozialen münden sollte. „Ein prophetisches Dokument“ und „einen geistvollen Irrtum“, nannte Max Weber 1918 das ‘Manifest’ in einem Vortrag, ein Irrtum allerdings, der „für die Wissenschaft sehr befruchtende Folgen gebracht“ habe, „be­fruch­ten­dere Folgen als oft eine geistlose Korrektheit“.[11] Die spätere Wirkungsgeschichte des ‘Manifests’ kontrastiert jedoch auf bemerkenswerte Weise mit seiner Bedeutungslosigkeit in der Revolution von 1848/49. Auch wenn das ‘Manifest’ bis Ende März vermutlich in mehr als 2.000 Exemplaren auf dem europäischen Kontinent verbreitet war[12], entfaltete es in der Revolution von 1848/49 kaum eine Wirkung. Selbst sein Autor, Karl Marx, vermied in der Neuen Rheinischen Zeitung, die er von Juni 1848 bis Mai 1849 in Köln als radikales „Organ der Demokratie“ herausgab, jeden Hinweis auf diese kommunistische Schrift, um seine politischen Ziele nicht zu gefährden.

Das ‘Manifest’ war weder in seiner Wirkungslosigkeit noch in seinen Kernaussagen charakteristisch für den Sozialismus und den Kommunismus, die in den 1840er Jahren in Europa als politische oder soziale Bewegung in Erscheinung traten. Der Begriff ‘Sozialismus’ stand nicht erst im 20. Jahrhundert im Mittelpunkt einer heftigen Sinngebungskonkurrenz. 1899 erläuterte H.S. Foxwell dem englischen Publikum in der Einleitung zur Übersetzung Anton Mengers „Das Recht auf den vollen Arbeitsertrag in geschichtlicher Darstellung“ (1886), einer damals sehr umstrittenen Geschichte des Sozialismus, die Schwierig­keiten der Historiker: Jeder, der sich mit der Geschichte des Sozialismus beschäftigt, „has to reply to a ... guerilla attack: the socialists have the advantage of franc-tireurs, their position ist constantly shifting and always obscure. So many socialists, so many social philosophies.“[13] Sozialismus und Kommunis­mus waren 1848 vor allem handwerklich und kleingewerblich geprägt. Einen Industrie­kapi­talis­mus und eine entsprechende Arbeiterschaft gab es in der Mitte des 19. Jahr­hun­derts noch kaum. Der zeitgenössische Sozialismus erblickte in der Konkurrenz eines der Hauptübel der Zeit und suchte Abhilfe in der Vereinigung der Arbeiter zu Produktions- und Konsum­genos­sen­schaften. Nicht ‘Enteignung der Produktionsmittel’, sondern ‘Assoziation’, ‘Orga­ni­sa­tion der Arbeit’ und ‘Recht auf Arbeit’ waren die zentralen Begriffe der sozialistischen und kommunistischen Strömungen im Vormärz und in der Revolution. Lorenz von Stein sprach 1851 sogar von einer eigenständigen „Epoche“ der „französisch-socialistischen Bewegung in Deutsch­land“. Deren Höhe- und zugleich Endpunkt sah er mit dem Scheitern der Revolution von 1848 erreicht. Stein verband mit dem Niedergang dieser „Epoche“, die „von der französischen Lite­ra­tur“ hervorgerufen worden und „mehr oder weniger ein Reflex derselben“ gewesen sei[14], die Erwartung, daß an die Stelle des ‘französischen Sozialismus’ nun eine ‘deutsche Ge­sell­schaftswissenschaft’, ein „eigenthümlich deutscher Socialismus“, trete.[15] Für Lorenz von Stein hatte der ‘französische So­zia­lis­mus’ dazu beigetragen, daß sich die „capitallose Arbeit“ neben dem Besitz als „selbständiges und selbstthätiges Element der menschlichen Gesellschaft“ entwickelt habe. Der Begriff der „Gesellschaft“ sei geklärt und ihm „die positive Grundlage wirk­licher Thatsachen und Ereignisse“ gegeben worden.[16]

Die Begriffe Sozialismus und Kommunismus waren in den 1830er Jahren aufgekommen. In England verwendeten bereits in den 1820er Jahren die Anhänger von Robert Owen den Begriff ‘socialist’ als Selbstbezeichnung. Spätestens seit 1837 verdrängte der Terminus ‘socialism’ den ursprünglichen System­begriff ‘Owenism’. In Frankreich setzte sich der Begriff zu Beginn der 1840er Jahre als Sammelbegriff durch, unter dem die Gesellschaftstheorien Saint-Simons, Fouriers und Owens zusammengefaßt wurden. In Deutschland dominierten bis in die 1840er Jahre auf dem Gebiet der so­zialen Literatur die Übersetzungen englischer und französischer Schriftsteller. Entsprechend wurden dem deutschen Publikum als Sozialisten die Anhänger englischer und französischer Sozialtheorien vorgestellt. Aber ‘Sozialismus’ war immer mehr als nur ein Sammelbegriff für radikale Gesellschaftsreformen. Der Begriff galt auch als Synonym für die ‘Wissen­schaft von der Gesellschaft’ (Soziologie). Erst nach der Revolution von 1848 begann man stärker zwischen ‘Sozialismus’ und ‘Gesellschaftswissenschaft’ zu unterscheiden.[17]

Sozialismus und Kommunismus wurden zwar immer wieder als synonyme Begriffe verwendet. Aber Kommunismus definierte man bereits früh – insbesondere in Deutschland – als negative Alternative zum Sozialismus. Typisch für die deutsche Rezeption war die Gegenüberstellung, die Karl Biedermann in seinen „Vorlesungen über Sozialismus und soziale Fragen“ 1847 vornahm: „Das Prinzip des Sozialismus ist die Gleichmäßigkeit oder Gerechtigkeit in dem Verhältnis der Einzelnen zu einander, vermittelt durch die Einrichtungen der Gesellschaft – das des Kommunismus dagegen die wirkliche Gemeinsamkeit der Interessen, die Aufhebung jeder direkten Beziehung, nicht blos der verschiedenen Einzelnen zu einander...“[18] Nach seiner Auffassung entsprach der Kommunismus keinesfalls der menschlichen Natur. Biedermanns Darstellung ging auf Lorenz von Stein zurück, dessen 1842 erstmals erschienenes Buch „Socialismus und Communismus des heutigen Frankreichs“ eine Schlüsselstellung in der deutschen Diskussion zukam.

Die französische Februarrevolution von 1848 überraschte und erschütterte ganz Europa. Innerhalb weniger Wochen brachte sie die Throne fast aller europäischen Herrscher zum Wanken. Beispielhaft wirkten aber nicht nur der Sturz des Königs und die Ausrufung der Republik, sondern auch der Katalog sozialpolitischer Maßnahmen, welchen die Provisorische Regierung kurz nach ihrem Machtantritt verkündete. Bereits am 25. Februar verpflichtete sie sich, durch Beschaffung von Arbeit für den Unterhalt aller Bürger zu sorgen. Der Zehn-Stunden-Tag wurde eingeführt und sog. Nationalwerkstätten eingerichtet. Es stellte sich zwar bald heraus, daß die Regierung ihre Versprechen nicht würde einhalten können und daß es sich insbesondere bei den Nationalwerkstätten nicht um die erhofften Produktionsgenossenschaften handelte, sondern lediglich um Einrichtungen zur Arbeitsbeschaffung. Nichtsdestoweniger hatten diese Maßnahmen eine enorme Ausstrahlungskraft. ‘Organisation der Arbeit’, ‘Emanzipation des Proletariats’, ‘Recht auf Arbeit’ und ‘Garantie der Arbeit’[19] wurden zu Schlagworten, die in ganz Europa mit großen Erwartungen aufgegriffen wurden, oder von denen man sich mit ebenso großer Vehemenz abgrenzte.

Für viele Zeitgenossen schien es so, als sei die „sociale Revolution“ in Frankreich zur Tatsache geworden.[20] Zum ersten Mal machte, wie Lorenz von Stein in seinen „Briefen aus Frankreich“ ausführte, eine Revolution, „den Staat zum Mittel (...), um die Lage des niedern Theiles der Gesellschaft zu heben.“ Dem deutschen Publikum erklärte er: Diese Revolution „unterscheidet sich wesentlich von der demokratischen Revolution, die nur das gleiche Staatsbürgerrecht will; während diese den Menschen durch die Verfassung zum Staatsbürger macht, will jene den Staatsbürger durch die Verwaltung zum socialen Menschen machen.“ Für ihn stand fest, daß damit der Staat ein neues „Lebensprincip“ erhielt: „Die sociale Richtung mußte mit der Staatsgewalt das ganze Leben des Bürgerstandes erfassen und es den Bedürfnissen der nichtbesitzenden Classen unterordnen wollen... und die französische Republik ... ward auf diese Weise der Kampfplatz für den großen socialen Zwiespalt unsers Jahrhunderts.“[21]

Der Journalist Louis Blanc, der heute meist zu den Vorläufern eines „demokratischen Sozialismus“ gezählt wird, genoß im Frühjahr 1848 wahrscheinlich die größten Sympathien innerhalb der französischen Arbeiterbevölkerung. Er propagierte den Übergang aus dem kapitalistischen Konkurrenzsystem in ein System der durch Assoziationen zu organisierenden Arbeit. In sogenannten atéliers sociaux zusammengeschlossene Arbeiter sollten mittels staatlicher Kredite in die Lage versetzt werden, ihre eigenen Werkstätten oder Fabriken zu eröffnen. Zusammen mit dem Maschinenbauarbeiter Alexandre Martin, genannt Albert, wurde Blanc in die Provisorische Regierung berufen, wo er sich jedoch nur unzureichend durchsetzen konnte. Statt des von ihm verlangten „Ministeriums des Fortschritts“ erreichte er nur die Einrichtung einer Regierungskommission für die Arbeiter, die ohne tatsächlichen Einfluß blieb. Die im Palais du Luxembourg, wo die Kommission tagte, gehaltenen Reden und ausgearbeiteten Vorschläge gelangten jedoch in die Zeitungen ganz Europas. Im August 1848 legte Louis Blanc vor der Nationalversammlung noch einmal ausführlich seine Vorstellungen dar: „So war ich ... vollkommen überzeugt, daß der Charakter der Februar-Revolution ein überwiegend socialer sei, daß die erste zu entscheidende Frage, die Frage über die Organisation der Arbeit sei. (Leichte Unruhe).“ Er fuhr fort: „Da sind nun ... auf der einen Seite Menschen, welche Grundbesitz haben, welche Geld haben, welche Bildung besitzen...; auf der anderen Seite sehen wir Menschen, denen alle Hilfsmittel fehlen. Man entfesselt nun zwischen diesen Leuten die freie Concurrenz ... – und das nennt [man] Freiheit! Ich aber sage, daß das nur ... die Freiheit der Roheit ist. – ... Die Gleichheit ... kann nur bei der Association bestehen. Der auf sich selbst beschränkte schwache Mensch ist zu völliger Ohnmacht verdammt, während der verbündete [Mensch] über die Kraft seiner Mitverbündeten verfügt...“[22] Ähnlich wie Proudhons Idee der Tauschbank kam Louis Blancs Konzept der Produktivgenossenschaften dem Erfahrungshorizont der kleingewerblichen Handwerker und Arbeiter, die 1848 eine wesentliche Trägerschicht der Revolution ausmachten, relativ weit entgegen.

Nach raschen Anfangserfolgen überschritt die revolutionäre Bewegung in Frankreich sehr bald ihren Höhepunkt. Bereits in den Wahlen zur Nationalversammlung im April 1848 zeigte sich, daß die französische Provinz überwiegend konservativ gesonnen war. Wahlsieger waren vor allem die gemäßigten Republikaner. Nur wenige Sozialisten wurden in die Nationalversammlung gewählt, beispielsweise der ehemalige katholische Priester Félicité de Lamennais, der 1848 die Bildung von Arbeiterassoziationen und die Gewährung von Staatskrediten für Arbeiter forderte. Darüber hinaus gelangten außer Louis Blanc und dem Arbeiter Albert beispielsweise auch Prosper Victor Considérant, das Haupt der Fourieristen, sowie Pierre-Joseph Proudhon ins Parlament. Demgegenüber erlitt Etienne Cabet, Vertreter eines reinen Arbeiterkommunismus, in dessen politischen Klub zeitweise bis zu 6.000 Frauen und Männer zusammentraten, eine herbe Wahlniederlage. Im Dezember 1848 schiffte er sich mit Gefolgsleuten nach Amerika ein, um dort eine kommunistische Kolonie („Ikarien“) zu gründen.

Als im Juni die Nationalwerkstätten aufgelöst wurden, fand die Hoffnung auf eine „Organisation der Arbeit“ ein jähes Ende. Die Folge war ein spontaner Aufruhr, der von dem republikanischen General Cavaignac brutal unterdrückt wurde. Mit der Niederschlagung der Juni-Unruhen erlosch auch der Einfluß der französischen Sozialisten und Kommunisten. Als Proudhon Ende Juli 1848 die Tribüne der Nationalversammlung bestieg, um sein sozialistisches Reformprogramm vorzustellen, erlitt er eine demütigende Abstimmungsniederlage. Außer ihm selbst unterstützte nur der aus Lyon stammende Arbeiter Louis Greppo seinen Vorschlag, die Realisierung des Rechts auf Arbeit durch unentgeltliche Kredite und die Gründung einer Volksbank zu ermöglichen. Auch im September 1848, in der viertägigen Debatte der französischen Nationalversammlung über die Aufnahme des ‘Rechts auf Arbeit’ in die Präambel der Verfassung, erteilte eine überwältigende Mehrheit der Abgeordneten dem Sozialismus eine Absage. Eine Mehrheit der französischen Nationalversammlung war nun gegen soziale Reformen. Die sozialen Maßnahmen und Zusagen aus den Anfangstagen der Revolution wurden weitgehend wieder zurückgenommen.

In Deutschland hatte sich unter dem Einfluß der französischen Diskussion in den frühen 1840er Jahren langsam ein Bewußtsein für die sozialen Folgeprobleme des gesellschaftlichen Wandels entwickelt, der mit der beginnenden Industrialisierung einherging. So schrieb beispielsweise die katholisch-konservative ‘Luxemburger Zeitung’, die von Trierer Katholiken im benachbarten Großherzogtum herausgegeben wurde, um der preußischen Zensur auszuweichen, bereits im Jahre 1844: „Die Frage über den Pauperismus ist faktisch eine der wichtigsten Zeitfragen geworden“. Der beklagte „Mangel an Arbeit“ wurde keineswegs auf blos lokale, individuelle oder verübergehende Zustände zurückgeführt, sondern als „weitverbreiteter“ und „ganze Stände“ ergreifender Dauerzustand begriffen.[23] Begriffe, Analysen und Reformvorschläge entlehnte man der französischen Diskussion, die in deutschen Intellektuellenkreisen relativ breit rezipiert wurde. Nach den schlesischen Weberunruhen erlebte die Diskussion 1845/46 einen ersten Höhepunkt, wobei sich vor allem das preußische Rheinland und Sachsen als „fruchtbarer Boden für die Reflexe der französischen socialen Bewegung“ erwiesen.[24] Neben einer „agitatorischen“ Richtung, worunter Stein den „specifisch-rheinischen Communismus“ sowie den „Schweizer Communismus“ Wilhelm Weitlings faßte, entstand eine „publicistische Richtung“ in Sachsen und Preußen.[25] Die französischen Ideen und Theorien wurden selbst in konservativ-katholischen Kreisen keineswegs nur ablehnend aufgenommen. Der Bonner Professor für katholische Dogmatik Franz Xaver Dieringer, einer der engsten Vertrauten des Kölner Erzbischofs, sprach 1847 in einem zeitgenössischen Kirchenlexikon dem „Communismus“ durchaus eine Berechtigung zu. Bemerkenswert ist seine gegen den Wirtschaftsliberalismus gerichtete Begründung: „Wer das Herkommen nicht mehr achtet und die Resultate histori­scher Ent­wicklung nicht mehr anerkennt, der darf nicht verlangen, daß man ihn in seinem Grundbesitz unangefochten lasse und an seiner Behaglichkeit mit hungrigem Magen vorübergehe.“ Dieringers Therapievorschläge, die hier vor allem interessieren, umfaßten neben ei­ner „Regu­lie­rung der Colonisationen und Auswanderung“ sowie der „Reorganisation der Armenpflege nach den Grundsätzen des Christentums“ insbesondere auch „die Organisation der Ar­beit und die Überwachung des Fabrikwesens“.[26]

Mit der Märzrevolution fanden in Deutschland die theoretischen Debatten des Vormärzes ein vielfaches Echo in der praktischen Politik.[27] Die „engen Doctrinen“ fielen und „die Systeme verschwanden“. An „ihre Stelle trat der Übergang der gesellschaftlichen Fragen in das praktische Leben.“[28] Wie bereits in den Jahren zuvor wurden die zentralen Zukunftsformeln aus Frankreich, dem großem Laboratorium der Zeit, übernommen. „Organisation der Arbeit“ und „Recht auf Arbeit“ wurden vielfach auf­ge­grif­fen und auf unterschiedliche Weise positiv ausgedeutet, sowohl zünftlerisch, als auch gewerkschaftlich oder gar sozialutopisch. Zumindest sollte die Organisation der Arbeit die ‘amoralische’ Konkurrenz zwischen Unternehmern und Handwerkern beseitigen und allen Marktteilnehmern Würde und Chancengleichheit sichern. Man erhoffte sich nicht zuletzt eine Wiederbelebung des „so nötigen kol­legialischen Bürgersinns“, wie es in rheinpreußischen Handwerkerstatuten immer wieder hieß.[29] Der Berliner Kongreß deutscher Handwerker- und Arbeitervereine forderte die Aufnahme des ‘Rechts auf Arbeit’ in die Reichsverfassung, wenigstens aber Arbeiterschutz und Arbeits­losen­ver­sicherung. Am 8. und 9. Februar 1849 debattierte die Frankfurter Paulskirchenversammlung schließlich darüber.

Gerade in der „euphorischen“ Phase der Revolution firmierten die unterschiedlichsten Formen sozialer und arbeiterfreundlicher Reformpolitik unter dem Begriff des Sozialismus. So tauchten in ganz Deutschland eine größere Anzahl von Zeitschriften auf, die einen mehr oder weniger ‘sozialistischen’ Charakter hatten.[30] In der rheinpreußischen Wirtschafts- und Verkehrsmetropole Köln erschienen beispielsweise seit April sowohl die „Zeitung des Arbeitervereins zu Köln“, die von dem Kölner Armenarzt und Kommunisten Andreas Gottschalk in „democratisch-socialistischem“ Sinne redigiert wurde, als auch das Blatt „Die Arbeit“ mit dem Untertitel „Poli­tisch-Sozialistische Zeitung der Arbeiter und Arbeitgeber“. Ende 1848 gab schließlich der Privatgelehrte Julius Schottky das „socialistisch moderate“ Blatt „Fortschritt und Gesetzlichkeit“ heraus.[31] Es ist hier nicht der Ort auf alle diese Zeitungen und Zeitschriften einzugehen, nur ein Beispiel sei noch erwähnt. Der 19jährige Eduard Lasker, später Mitbegründer und Führer der Nationalliberalen Partei, setzte sich 1848 mit seiner Zeitung „Der Socialist“ in Breslau die „Berichtigung des Begriffs des Socialismus“ zum Ziel. Er wollte den „socialen Menschenstaat, also die Wohlfahrt der Bürger“, propagieren, wie aus einem Brief Nees von Esenbecks von Juli 1848 hervorgeht.[32] Bemerkenswert waren auch die Versuche, „dem Sozialismusbegriff eine christliche Bedeutung zu unterlegen.“[33] Johann Heinrich Wichern sah im protestantischen Vereinswesen bereits einen „christlichen Sozialismus“ am Werke.[34] Katholischerseits hob man insbesondere immer wieder hervor, daß der Kommunismus einen wahren Kern habe und in seinen Grundgedanken christlicher als der ihn bekämpfende egoistische Liberalismus sei. So reklamierte der katholische Bischof Emmanuel von Ketteler einen „wahren Communismus“, den er von einem „falschen Communismus“ unterschieden wissen wollte.[35] Auf dem ersten ‘Katholikentag’ äußerte der Bonner Philosophieprofessor Franz Peter Knoodt ebenfalls Zustimmung zu einem „christlichen“ und „friedlichen Communismus“, der „nicht ... mit glühendem Haß Alles umzustürzen“ begehre.[36] In katholischen Zeitungen wurde der „Ruf nach Arbeit“ als ein „gerechter“ bezeichnet und „gesetzlich organisierte Assoziationen der Arbeiter“ gefordert – wie im Juli 1848 in „Pius IX.“, der „christlich-demokratischen Wochenschrift“ des Kölner politischen Katholizismus.

Sozialismus und Kommunismus wurden zur Stichworten, die den Kampf nicht nur um politische, sondern auch um soziale Rechte bezeichneten. Die ‘bürgerlichen’ Demokraten begannen „die Nothwendigkeit“ anzuerkennen, wie ein zeitgenössischer Beobachter im Mai 1848 schrieb, „neben der politischen Reform künftig auch ganz entschieden die einstige gesellschaftliche Reform ... im Auge“ zu behalten.[37] Ein Teil der Demokraten war sogar davon überzeugt, daß Freiheit und Gleichheit nicht eher Wahrheit werden könnten, „als bis auch die socialen Ungleichheiten, die Ursache, warum ein großer Theil der Gesellschaft von ‘politischen’ Rechten, seien sie auch noch so ausgedehnt, keinen oder nur höchst unvollständigen Gebrauch machen kann, aufgehoben und vernichtet“ seien.[38] Der zweite Demokratenkongreß im Oktober 1848 in Berlin hob auf Antrag des Bonner Professors Gottfried Kinkel die demokratisch-soziale Republik als politisches Ziel heraus. Bereits auf dem ersten Demokratenkongreß im Juni 1848 in Frankfurt am Main, der sich zurückhaltender nur auf die ‘demokratische Republik’ festgelegt hatte, hatte sich die Mehrheit der Delegierten für eine staatliche Wohlfahrtsgarantie ausgesprochen. Ein Änderungsantrag, in dem erklärt wurde, die „freie Demokratie“ könne nicht mehr tun, als die Hindernisse beseitigen, damit der einzelne „seine Wohlfahrt selbst zu sichern“ in der Lage sei, wurde abgelehnt.[39] Der Sozialismus als eine Methode sozialer Reformpolitik wurde 1848 zu einem akzeptierten „Teilbereich demokratischer Politik“.[40] Der badische Radikaldemokrat Friedrich Hecker bezeichnete sich Anfang März 1848 ausdrücklich als „Social-Demokrat“. Gegenüber dem badischen Liberalen Heinrich von Gagern beharrte er darauf: „Aber keine Freiheit nur für die Privilegierten oder für die Reichen“.[41] Mit der Jahreswende 1848/49 begann sich dies zu ändern, eine wachsende Zahl von Demokraten wollte sich nicht dem Vorwurf aussetzen, der ‘sozialen Revolution’ Vorschub zu leisten.

Im März 1848 setzten parallel zu den verfassungspolitischen Bürgerbewegungen relativ früh soziale und wirtschaftliche Protestbewegungen ein, die von den unterbürgerlichen Schichten ausgingen, von Arbeitern, Handwerksgesellen, aber auch kleineren Handwerksmeistern und Kleingewerbetreibenden. „In Berlin, Köln, ebenso wie in Leipzig u[nd] a[n] a[nderen] O[rten] verlangten die Arbeiter neben politischen Rechten ... [die] Einrichtung besonderer Ministerien für das Wohl der arbeitenden Classen, [die] Zuziehung von Arbeitern zu den Berathungen dieser neuen Behörden, ferner Maaßregeln zum Schutz der Arbeiter gegen Bedrückungen der Arbeitgeber, gehörige Versorgung des Arbeiters im Alter und Ähnliches.“[42] Von den Handwerkern und Arbeitern wurde die Revolution als Chance gesehen, dem Aufkommen der Industrie und der freien Konkurrenz Einhalt zu gebieten. Man war sich einig in der Ablehnung der Gewerbefreiheit, durch welche das handwerkliche Kleingewerbe in die Krise geraten war.[43]

Die Revolution wurde aber auch zu einem „Lernprozeß“. Zum einen wurden die traditionellen Formen der Interessenwahrnehmung und des Sozialprotests durch moderne, durch Vereinsbildung, Einflußnahme auf politische Willensbildungsprozesse und parlamentarische Beschlüsse, abgelöst. Die bisher für unmündig Gehaltenen ließen sich die Kompetenz zur Mitgestaltung von Politik und Gesellschaft nicht mehr länger absprechen. In dem Begriff „Arbeiter“, der quer zu den traditionellen beruflichen und berufsständischen Unterscheidungen lag und als Selbstbezeichnung unter den Handwerksgesellen weite Verbreitung fand, drückte sich das gestiegene Selbstbewußtsein aus. Zum anderen entwickelten die Handwerker-Arbeiter eigene Vorstellungen, wie die gesellschaftlichen Beziehungen gestaltet werden sollten.[44] Produktionsgenossenschaften sollten die Abhängigkeit des einzelnen Handwerkers vom Handelskapitalisten aufheben und die ‘unproduktiven Mittelsmänner’ ausschalten. „Die kollektive Sicherung handwerklicher Selbständigkeit durch Produktiv­­assoziationen kann als die Forderung der Handwerker und Arbeiter um die Mitte des 19. Jahrhunderts bezeichnet werden.“[45] Die Ambitionen reichten von der Beschäftigungsgarantie in Zeiten verbreiteter Arbeitslosigkeit bis zur frühsozialistischen Umgestaltung der Gesellschaft. Als sich im Sommer 1848 – nicht zuletzt vor dem Hintergrund der Juni-Ereignisse in Paris – in zahlreichen deutschen Städten die demokratische und Arbeiterbewegung radikalisierte, trat die Farbe Rot an die Stelle von Schwarz-Rot-Gold und sollte den Forderungen nach ‘Arbeit’ und ‘Republik’ Nachdruck verleihen. Das Bekenntnis zur ‘socialen Republik’ wurde für große Arbeitergruppen zu einem programmatischen Unterscheidungsmerkmal.

Die organisierte Bewegung der Arbeiter-Handwerker war vorwiegend wirtschaftlich-reformerisch orientiert. Zur vermutlich größten Arbeiterorganisation, mit 1850 etwa 18.000 Mitgliedern, entwickelte sich in den Revolutionjahren die ‘Arbeiter-Ver­brü­derung’, deren führender Kopf der Schriftsetzer Stephan Born, ein Mitglied des Bundes der Kommunisten, war. Sie begnügte sich zwar mit durchaus moderaten Reformzielen und betrieb vornehmlich gewerkschaftliche, auf die Verbesserung der Arbeitsplatz- und Lebensverhältnisse gerichtete Aktivitäten. Aber gleichzeitig strebte sie die Neugestaltung der Wirtschaftsverhältnisse durch Produktions- und Konsumgenossenschaften an. Im Oktober 1848 schrieb Born in der Verbandszeitung „Die Arbeiterverbrüderung“, daß „an Stelle der Produktionsweise durch Kapital und Lohnarbeit“ die der „freien Arbeit in der Assoziation“ treten solle.[46] Durch Selbsthilfe sollte der Weg in die handwerkliche Selb­ständigkeit kollektiv gesichert werden. Gegen spätere Vorwürfe von Friedrich Engels sich rechtfertigend, er habe rückwärtsgewandten Vorstellungen der Handwerker vor­ge­arbeitet, führte Born in seinen „Erinnerungen“ aus: „Daß der Gedanke Louis Blancs, durch die Gründung von Produktiv Genossenschaften und staatliche Unter­stützung der­selben einer neuen Produktionsform vorzuarbeiten, als das Nächstliegende bei vielen Leuten und auch bei uns Anklang fand, kann niemand auffallen. Dieser Ge­dan­ke drängte sich zunächst allen auf, die sich mit sozialen Fragen beschäftigten.“[47]

Ähnlich wie in Frankreich fanden die Handwerker und Arbeiter in Frankfurt wenig Verständnis. Die liberale Mehrheit der Paulskirchenversammlung vertrat das Prinzip unbeschränkter Wirtschaftsfreiheit. Die Forderungen der Handwerksgesellen nach Sozialreformen wurden genauso abgelehnt wie die Anträge der Meister auf Steuererleichterungen und die Wiederherstellung der alten Innungsbeschränkungen. Anläßlich der zweitägigen Debatte über das ‘Recht auf Arbeit’, dessen Aufnahme in die Reichsverfassung schließlich verweigert wurde, kam im Februar 1849 der Zusammenhang zwischen freiheitlicher Verfassung und sozialem Zusammenhalt erstmals zur Sprache.[48] Während der zur parlamentarischen Linke gehörende Berliner Abgeordnete Carl Nauwerck, Privatdozent der Philosophie, vor einer „Löwen­gesell­schaft“ warnte und zumindest eine Art von Arbeitslosenschutz verlangte, lehnten sowohl der liberale Abgeordnete Moritz Mohl als auch der katholische Abgeordnete Franz Joseph Ritter von Buß einen solchen vom Staat garantierten Schutz als wirtschaftlich unmöglich und politisch unerwünscht ab. Der pensionierte Obersteuerrat Mohl sah nur die Möglichkeit einer „indirecten“ Hilfe, indem den Arbeitern „die nationale Arbeit“ durch Schutzzölle gesichert werde. Buß, Professor für Staatswissenschaft, Kirchen- und Völkerrecht in Freiburg, 1848 Präsident des ersten ‘Katholikentages’ in Mainz, versicherte, daß die Kirche „in der Zerklüftetheit der Gegenwart die Wunden der Gesellschaft heilen“ werde.[49] Die Anhänger des ‘Rechts auf Arbeit’, Nauwerck und der Trierer Abgeordnete und Rechtsanwalt Ludwig Simon, vertraten höchstens einen „Kryptosozialismus“, sie deuteten Formen direkter Wirt­schafts­lenkung nur an und beschworen im übrigen hauptsächlich allgemeine vernunft­rechtliche Prinzipien.[50]

Große Aufmerksamkeit hat in der historischen Forschung die Rolle von Karl Marx gefunden. Er betrachtete die Februarrevolution „nur als ein oberflächlichen Anfang der europäischen Bewegung“. Seinen Ausführungen in einer Versammlung der in Paris lebenden Deutschen im März 1848 zufolge scheint er zunächst der festen Überzeugung gewesen zu sein, daß schon bald in Frankreich „der offene Kampf zwischen Proletariat und Bourgeoisie“ losbreche und daß „von diesem Kampfe ... der Sieg oder die Niederlage des revolutionären Europas“ abhänge.[51] Als Marx dann am 11. April als Chef des Bundes der Kommunisten, einer Geheimorganisation von wandernden Handwerkern und emigrierten Intellektuellen, nach Köln kam, mußte er sich rasch davon überzeugen, daß seine radikalen am englischen und französischen Beispiel gewonnenen Vorstellungen an den deutschen Realitäten vorbeigingen. Von Anfang an richtete er seine ganze Energie auf die Herausgabe der „Neuen Rheinischen Zeitung“, die zu einem bedeutenden Sprachrohr der nationalen demokratischen Bewegung wurde. Trotz seiner radikalen Absichtserklärungen in den 17 „Forderungen der Kommunistischen Partei in Deutschland“, die Marx noch Ende März als politisches Aktionsprogramm entworfen hatte, beschränkte er sich in der rheinischen Großstadt weitgehend auf einen Radikalismus des Wortes. Er wollte sich in keinem Fall in politischem Aktionismus auf lokaler oder regionaler Ebene erschöpfen, nicht zuletzt da er als Staatenloser fürchten mußte, jederzeit aus Preußen ausgewiesen zu werden. Für die proletarische Revolution glaubte er, sei in Deutschland die Zeit noch lange nicht gekommen. Deshalb wandte er sich gegen die politischen Verselbständigungsbemühungen der Arbeiter und drängte auf ein gemeinsames Handeln der proletarischen und bürgerlichen Demokraten in Deutschland. Sein politisches Ziel war die Herstellung einer einheitlichen Republik auf der Basis einer breiten, den Mittelstand und die Arbeiterschaft umfassenden Volksbewegung. Die „Diktatur“ einer einzelnen Klasse, wie sie Wilhelm Weitling im Juli 1848 in Köln befürwortet hatte, hielt er „für unpraktisch und ganz unmöglich“. Am 4. August 1848 führte er in einer Versammlung der ‘Demokra­ti­schen Gesellschaft’ in Köln aus: Zwar sei auch unter den zurückgebliebenen deutschen Verhältnissen eine „scharfe Markirung ... und ... Hervorhebung der Interessen der ein­zel­nen Klassen“ nötig. Eine Revolutionsregierung müsse aber „aus den heterogensten Ele­men­ten zusammengesetzt sein, die sich alsdann durch den Ideen-Austausch über die zweckmäßigste Art der Verwaltung zu einigen“ habe.[52] Im Herbst und Winter 1848 griff Marx stärker direkt in die Politik ein. So trat er im November 1848 als einer der Initiatoren der Steuerverweigerungskampagne im Rheinland hervor.[53]

Der relativ positiven Aufnahme des ‘Socialismus’ in der Revolution von 1848 stand die fast einhellige Ablehnung des ‘Communismus’ entgegen. Übereinstimmend stellten zeitgenössische Beobachter fest: „Communistische Tendenzen fanden ... sehr wenig Anklang.“[54] Hier bestand selbstverständlich ein innerer Zusammenhang. Die Befürwortung der ‘socialen Bewegung’ war nur möglich, indem in Gestalt des Kommunismus ein negativer Gegenentwurf gezeichnet wurde. In der negativen Einschätzung des Kommunismus war man sich einig. Dies mußten auch Karl Marx und Friedrich Engels eindrücklich erleben. Als sie am 8. Mai 1848 in Elberfeld eine Sitzung des demokratischen „Politischen Klubbs“ besuchten, stießen sie auf Ablehnung. Wie ein Vereinsmitglied dem Stuttgarter Morgenblatt für gebildete Leser ironisierend berichtete, mied die Mehrheit seiner Vereinsgenossen „jenen Tisch, an dem die gedachten kölnischen Wühler Platz genommen, aufs sorgfältigste.“ Es sollen „sogar einzelne Stimmen laut“ geworden sein, „die meinten, man müsse diesen gefährlichen Menschen die Türe weisen.“[55] Carl Cramer, Bohemien und einer der führenden Kölner Demokraten, der in Köln von Juni 1848 bis Mai 1849 das Blatt „Der Wächter am Rhein“ herausgab, betonte im Prospekt seiner Zeitung, daß er die Mittel, die die Kommunisten anwenden, um die „Zustände der ärmeren Klassen“ zu verändern, ablehne und er in dieser Beziehung „entschieden antikommunistisch“ sei.[56] Der Publizist Ernst Dronke, 1848 Redakteur der Neuen Rheinischen Zeitung in Köln, machte im Mai 1848 in Frankfurt am Main die Erfahrung: Man werde fast gesteinigt, wenn man sich zum Kommunismus bekenne. Angesichts der in der Revolutionszeit vorherrschenden antikommunistischen Stimmungs­lage spielte auch die Kommunistenfurcht eine wichtige Rolle im Kalkül der Gegenrevolution.[57]

Die Revolution von 1848 sah sich mit einer Vielzahl von Problemen konfrontiert, die sie nicht in der Lage war zu lösen. Das „Unglück Deutschlands“ sei gewesen, schrieb Lorenz von Stein 1851, daß die soziale und die nationale Bewegung in der „Epoche ihrer unfertigen Entwicklung zu einem Werke gemeinsam berufen wurden, das nur durch die vollkommenste und maßvollste Harmonie vollbracht werden konnte.“ Die Revolution sei gescheitert, weil es neben der „Majorität für die Staatsidee keine Majorität in den gesellschaftlichen Interessen“ gegeben habe. Die Gesellschaft habe sich in einem „rein negativen Gährungsprocesse“ befunden, und „der gesellschaftliche Spalt“ habe „die Reichsidee ... gründlich“ zerrissen.[58] Die Demokraten forderten 1848 zwar außer den liberalen Freiheitsrechten auch soziale Grundrechte und soziale Reformen. Aber die liberalen und nationalen Bürgerbewegungen waren im großen und ganzen nicht bereit dem Verlangen nach sozialen Reformen entgegenzukommen. Soziale Kompromisse wurden kaum gemacht, eine gesetzliche Arbeitszeitbegrenzung oder andere soziale Sofortmaßnahmen nicht verkündet.

Die Revolution von 1848 war ein Aufbruch, sie war aber auch ein Abwehrkampf. Der handwerkliche Radikalismus überwiegend vorindustriell orientierter Schichten war die hauptsächliche Antriebskraft der sozialen Bewegungen. Deren Normensystem wurzelte im vorindustriellen Zeitalter. Die Zukunftsvorstellungen waren vom sozialen Leitbild des unabhängigen Kleineigentümers bestimmt. Aber auch wenn die Bewegungen der Handwerker und Arbeiter ihre Vorstellung scheinbar von gestern bezogen, sie standen fest im Hier und Jetzt. Moderne und vormoderne Elemente verquickten sich zuweilen unlösbar. Dies kam insbesondere in der Forderung nach „Organisation der Arbeit“, die in der Revolution zum Höhepunkt gelangte, zum Ausdruck. Die sozialistische Zeitkritik prangerte vor allem den Konkurrenzcharakter der entstehenden Industriegesellschaft an. Gesellschaftspläne zielten insbesondere auf dessen Überwindung. Vertrauen und gegenseitige Verpflichtung sollten in die kapitalistische Konkurrenzgesellschaft wieder eingeführt werden. Von einem neuen - organisierten - Zustand der Gesellschaft versprachen sich Handwerker und Arbeiter neue Perspektiven der Selbständigkeit. Die kommunistische Auffassung des Gleichheitsprinzips wurde mehrheitlich abgelehnt. Wenn man auf das Paradox einer ‘radikalen’ Revolution hinweist, die in ständischen Begriffen ausgeführt wurde, so ist es genauso berechtigt, von einer ‘korporativen’ Revolution zu sprechen, die in radikalen Begriffen gedacht wurde.

In der Revolution von 1848 konnten die nationalen und liberalen Ideale, um deren Verwirklichung vor allen gekämpft wurde, nicht verwirklicht werden. Auch die Ansätze sozialreformerischer und sozialistischer Bestrebungen ließen sich nicht umsetzen. Von der Reaktion unterdrückt, konnten sie sich erst Jahrzehnte später zu geschichtlich bedeutsamen Kräften entwickeln. Nach Niederschlagung der Revolution sahen sich aber selbst die siegreichen ‘alten’ Mächte gezwungen, in stärkerem Maße gesellschaftliche Interessen des Bürgertums, der Handwerker, der Kirchen und der Landbevölkerung zu berücksichtigen, um ihre politische Herrschaft nicht zu gefährden.


1 Zit. n. [Lorenz Stein:] Die socialistischen und communistischen Bewegungen seit der dritten französischen Revolution. Anhang zu Steins Socialismus und Communismus des heutigen Frankreichs, Leipzig und Wien: Verlag von Otto Wigand 1848, S. 180.

2 Tocqueville und das Zeitalter der Revolution, hg. von Imanuel Geiss, München 1972, S. 253 (Auszüge aus Tocquevilles ‘Erinnerungen’).

3 Stein, Die socialistischen und communistischen Bewegungen, Anhang, S. 15/16 (Briefe über Frankreich).

4 Franz Wigard (Hg.): Reden für die deutsche Nation 1848/49. Stenographischer Bericht über die Verhandlungen der Deutschen Constitutirenden Nationalversammlung zu Frankfurt am Main, Bd. 7, Frankfurt a. Main 1849, S. 5100. In einem Rundschreiben des Berliner „Zentralkomitees für Arbeiter“ vom Oktober 1848 hieß es: „Die französische Februar-Revolution hatte einen unterscheidenden Charakter vor allen vorhergegangenen ... sie war eine Revolution des Proletariats... – Auch in Deutschland ist aus dem Kampfe politischer Umgestaltungen die Bewegung der arbeitenden Classe ... mit jedem Tage hervorgetreten.“ Die Verbrüderung. Correspondenzblatt aller deutschen Arbeiter, Leipzig, 1/2, 3.10.1848.

5 Marie Rabl (Hg.): Rudolf Virchow. Briefe an seine Eltern 1839 bis 1864, Leipzig 1907, S. 144.

6 Zit. n. Lothar Gall: Bismarck. Der weiße Revolutionär, Frankfurt a.M. u. Berlin 1980, S. 115.

7 Jacques Droz: Les Révolutions allemandes de 1848, Paris 1957, S. 514.

8 Moses Hess: Ausgewählte Schriften, hg. v. Horst Lademacher, Köln 1962, S. 21.

9 Wolfgang Schieder: Die Rolle der deutschen Arbeiter in der Revolution von 1848, in: Dieter Langewiesche (Hg.): Die deutsche Revolution von 1848/49, Darmstadt 1983 (Erstveröffentlichung 1973), S. 322-340, hier S. 325.

10 Dieter Langewiesche: Die deutsche Revolution von 1848/49 und die vorrevolutionäre Gesellschaft: Forschungsstand und Forschungsperspektiven, in: Archiv für Sozialgeschichte 21, 1981, S. 458-498, hier S. 471. Vgl. a. die Fortsetzung dieses Forschungsberichts ebd. 31, 1991, S. 331-443. Siehe auch den Versuch einer Würdigung der Revolutionsforschung in der DDR aus ‘ostdeutscher’ Perspektive Walter Schmidt: Forschungen zur Revolution von 1848/49 in der DDR. Versuch eines historischen Überblicks und einer kritischen Bilanz, in: Ders. (Hg.): Demokratie, Liberalismus und Konterrevolution. Studien zur deutschen Revolution von 1848/49, Berlin 1998, S. 11-80.

11 Max Weber: Der Sozialismus, Wien 1918 (Vortrag vor dem Offizierskorps der k. u. k. Armee), S. 16f.

12 Vgl. Wolfgang Meiser: Das Manifest der Kommunistischen Partei vom Februar 1848. Zur Entstehung und Überlieferung der ersten Ausgabe, in: MEGA-Studien, Amsterdam, Heft 1, 1996, S. 66-107. Thomas Kuczynski: Das Kommunistische Manifest (Manifest der Kommunistischen Partei) von Karl Marx und Friedrich Engels. Von der Erstausgabe zur Leseausgabe. Mit einem Editionsbericht, Trier 1995 (Schriften aus dem Karl-Marx-Haus Trier, 49).

13 Anton Menger: The Right to the Whole Produce of Labour. Introduction by H. S. Foxwell, London 1899, S. XXIII.

14 [Lorenz Stein:] Der Socialismus in Deutschland, in: Die Gegenwart. Eine encyklopädische Darstellung der neuesten Zeitgeschichte für alle Stände, Bd. 7, Leipzig: F.A. Brockhaus 1852, S. 517-563. Zur Autorschaft Steins vgl. Otmar Seemann (Hg.): Enzyklopädische Information im 19. Jahrhundert. Gesamtindex, München usw. 1995, S. 11.

15 Auf die Bemühungen Steins zur Etablierung einer solchen Gesellschaftswissenschaft, die letztlich scheiterten, kann hier nicht eingegangen werden. Insbesondere die vehemente Kritik Heinrich von Treitschkes 1859, „Die Gesellschaftswissenschaft. Ein kritischer Versuch“, bereitete diesen Anfängen einer „Gesellschaftsgeschichte“ in Deutschland ein rasches Ende.

16 Stein, Der Socialismus in Deutschland.

17 Vgl. Wolfgang Schieder: Artikel „Sozialismus“, in: Geschichtliche Grund­begriffe, Bd. 5, Stuttgart 1984, S. 976-989. Ders.: Artikel „Kommunismus“, ebd. Bd. 3, S. 455-529.

18 Karl Biedermann: Vorlesungen über Sozialismus und soziale Fragen, Leipzig: Biedermannsche Verlagsbuchhandlung 1847, S. 176.

19 Vgl. Proudhons Rede vom 31.7.1848, in: Stein, Die socialistischen und communistischen Bewegungen, Anhang, S. 179ff.

20 Ähnlich wie Stein nahm der Journalist Karl Grün, Propagandist der Ideen Proudhons in Deutschland, die französische Februar Revolution unmittelbar vor Ort als „eine soziale und keine politische Revolution“ wahr. Trier’sche Zeitung 72, 12.3.1848, Paris 7.3.

21 Stein, Die socialistischen und communistischen Bewegungen, Anhang, S. 16. Die „Briefe“ erschienen ursprünglich in der Augsburger „Allgemeinen Zeitung“.

22 Zit. n. [Anonym: ] Die französische Revolution im Februar 1848, o.O. o.J. [Exemplar der Bibliothek der Humboldt-Universität Berlin, Sign. 70 A 5617.]

23 Luxemburger Zeitung Nr. 9, 10 u. 15, 21. u. 24.7. sowie 4.8.1844. In Nr. 35, 20.9.1844, druckte die Zeitung einen Artikel aus der ebenfalls katholischen Rhein- und Moselzeitung, Koblenz, ab, in dem der Pauperismus als „Resultat“ des „industriellen Mechanismus und des Entwicklungsganges der Civilisation“ charakterisiert wurde. Gefordert wurde eine „soziale Reform“, nicht zuletzt angesichts der „wahren Geldfeudalität“, die sich andererseits herausgebildet habe.

24 Stein, Der Socialismus in Deutschland, S. 543.

25 Ebd. S. 534ff. u. 543ff.

26 Dieringer, Art. Communismus, in: Allgemeines Kirchenlexikon oder alphabetisch ge­ordnete Dar­stellung des Wissenswürdig­sten aus der gesammten Theologie und ih­ren Hilfswissen­schaften, hg. von Joseph Asch­­bach, Bd. 2, Frankfurt a. M. 1847, S. 153-156. Vgl. Jürgen Herres: Städtische Gesellschaft und katholische Vereine im Rheinland, 1840-1870, Essen 1996.

27 Vgl. Schieder, Artikel „Sozialismus“, S. 968ff.

28 Stein, Der Socialismus in Deutschland.

29 Stadtarchiv Aachen OB 125-15, I.

30 Einen Überblick vermitteln zwei Literaturberichte von 1848 und 1850: Wegweiser auf dem Gebiete der sozialdemokratischen Literatur Deutschlands, in: Neujahrs-Almanach für Unterthanen und Knechte. Neu herausgegeben von der Sozialwissenschaftlichen Studienbibliothek, Wien 1928 (Original Leipzig: Verlag von E.O. Weller 1850), S. 32ff. [Theobald Bruno Buchner:] Die Bewegung des Socialismus, Humanismus und Democratismus unserer Tage. Mit besonderem Bezug auf Deutschland und die Literatur der letzten vier Jahre daselbst. Repertorium der socialen Literatur, Bautzen: A. Weller 1848. Vgl. Paul Wentzcke: Bibliographische Beiträge zur Geschichte des deutschen Sozialismus in der Bewegung von 1848, in: Archiv für die Geschichte des Sozialismus und der Arbeiterbewegung, hg. von Carl Grünberg, 11, 1925, S. 196-214. M. Beer: Allgemeine Geschichte des Sozialismus und der sozialen Kämpfe, 6. Aufl. Berlin 1929, S. 665ff.

31 Vgl. Jürgen Herres: 1848/49 – Revolution in Köln, Köln 1998, S. 60ff.

32 Zit. n. Wentzcke, Bibliographische Beiträge, S. 209.

33 Schieder, Artikel „Sozialismus“, S. 968.

34 Zit. n. ebd. S. 969.

35 Zit. n. Schieder, Artikel „Kommunismus“, S. 499. Vgl. Ders.: Sozialismus – kaum mehr als ein Wort, in: Merkur. Deutsche Zeitschrift für europäisches Denken, 45, 1991, S. 546-551. In seinen Predigten, die Ketteler in der Vorweih­nachtszeit des Jahres 1848 in Mainz hielt, legte er den ganzen Nachdruck auf die religiöse Seite der sozialen Frage; „die sozialen Zustände“ betrachtete er „zum großen Teile als eine notwendige Folge ... des Ab­falls von Chri­stus“: „Nicht in der äußeren Noth liegt unser sociales Elend, sondern in der inneren Gesinnung.“ Wilhelm Emmanuel Freiherr von Ketteler: Schriften, Aufsätze und Reden 1848-1866, bearb. von Erwin Iserloh u.a., Mainz 1977, S. 23ff., hier S. 35, 42, 48f.

36 Stefan J. Dietrich: Christentum und Revolution. Die christlichen Kirchen in Württemberg 1848-1852, Paderborn usw. 1996, S. 249ff.

37 Buchner, Bewegung des Socialismus, S. 28.

38 Ebd. S. 9.

39 Joachim Paschen: Demokra­tische Vereine und preußischer Staat. Ent­wicklung und Unterdrückung der demokrati­schen Bewe­gung wäh­rend der Revo­lution von 1848/49, Mün­chen/Wien 1977, S. 55. Volksblatt, Trier, 29, 28.6.1848. Vgl. Dieter Dowe: Aktion und Organisation. Arbeiterbewe­gung, sozialistische und kommuni­sti­sche Bewegung in der preußischen Rheinpro­vinz 1820-1852, Hannover 1970, S. 166ff.

40 Schieder, Artikel „Sozialismus“, S. 970.

41 Zit. n. ebd. S. 971.

42 Buchner, Bewegung des Socialismus, S. 102.

43 Vgl. Schieder, Rolle der deutschen Arbeiter. Friedrich Lenger: Die handwerkliche Phase der Arbeiterbewegung in England, Frankreich, Deutschland und den USA – Plädoyer für einen Vergleich, in: Geschichte und Gesellschaft 13, 1987, S. 232-243.

44 Vgl. Wolfgang Kaschuba: Lebenswelt und Kultur der unterbürgerlichen Schichten im 19. und 20. Jahrhundert, München 1990. Friedrich Lenger: Sozialgeschichte der deutschen Handwerker seit 1800, Frankfurt a. Main 1988, S. 69ff.

45 Lenger, Handwerkliche Phase der Arbeiterbewegung, S. 242.

46 Zit. n. Franziska Rogger: „Wir helfen uns selbst!“ Die kollektive Selbsthilfe der Arbeiterverbrüderung 1848/49 und die individuelle Selbsthilfe Stephan Borns – Borns Leben, Entwicklung und seine Rezeption der zeitgenössischen Lehren, Erlangen 1986, S. 132. Seine Assoziations-Vorstellungen legte Born ausführlich in einer Artikelfolge „Die sociale Frage“ dar, vgl. Die Verbrüderung, Leipzig, 8, 10-12, 27.10., 3., 7. u. 10.11.1848.

47 Stephan Born: Erinnerungen eines Achtundvierzigers, 2. Aufl., Leipzig 1898, S. 147f.

48 Vgl. Jürgen Kocka: Arbeit und Freiheit. Die Revolution von 1848, in: Die Revolution von 1848. Akademievorträge von Jürgen Kocka und György Konrád gehalten am 17. März 1998, hg. von der Berlin Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 1998.

49 Wigard, Reden für die deutsche Nation, S. 5106, 5109 u. 5113. Die Augsburger „Allgemeine Zeitung“ empfahl sogar, die soziale Frage vorläufig lieber ungelöst zu lassen. Vgl. Fritz Klitzsch: Sozialismus und Soziale Bewegung im Spiegel der Augsburger „Allgemeinen Zeitung“ 1840 1850, Gütersloh/Westf. 1934, S. 54f.

50 Wolfram Siemann: Wirtschaftsliberalismus 1848/49 zwischen Sozialverpflichtung und Konkurrenzprinzip. Zur Debatte über das ‘Recht auf Arbeit’ in der ‘Paulskirche’, in: Horst Rabe u.a. (Hg.): Festgabe für Ernst Walter Zeeden, Münster 1976, S. 407-432.

51 Das Complot vom 13. Juni 1849, oder der letzte Sieg der Bourgeoisie in Frankreich, von Sebastian Seiler, Hamburg: Hoffmann und Campe 1850, S. 21.

52 Der Wächter am Rhein, Köln, 2. Dutzend, Nr. 1, 23.8.1848, „Generalversammlung der demokratischen Gesellschaft in Köln am 4.8.1848“. Es handelt sich um ein von Marx autorisiertes Protokoll der Sitzung.

53 Vgl. Wolfgang Schieder: Karl Marx als Politiker, München 1991. Oscar J. Hammen: Die Roten 48er. Karl Marx und Friedrich Engels, Frankfurt a. M. 1972 (amerikan. Original 1969). Der Bund der Kommunisten. Dokumente und Materialien, hg. vom Institut für Marxismus-Leninismus beim ZK der SED bzw. ZK der KPdSU. 3 Bde., Berlin [DDR] 1970, 1982 u. 1984.

54 Buchner, Bewegung des Socialismus, S. 101f.

55 Zit. n. Eberhard Illner: Bürgerliche Organisierung in Elberfeld 1775-1850, Neu­stadt/Aisch 1982, S. 157f.

56 Zit. n. Marcel Seyppel: Die Demokratische Gesellschaft in Köln während der Revolution von 1848/49. Städtische Gesellschaft und Parteientstehung während der bürgerlichen Revolution, Köln 1991, S. 107. Zur Debatte über den von „Communisten“ aufgebrachten „Partei Begriff des Wortes ‘Bourgeoisie“ vgl. Kölnische Zeitung 291, 27.10.1848, Beilage.

57 Vgl. Schieder, Artikel „Kommunismus“, S. 502ff.

58 Stein, Der Socialismus in Deutschland, S. 557.