Untersucht wird der Wandel von katholischer Kirche und Religion im Rheinland des 19. Jahrhunderts vor dem Hintergrund des vormärz­lichen Paupe­rismus und der seit Mitte der 1840er Jahre sich be­schleu­ni­gen­den Indu­stria­lisierung. Zu einer zentralen Form der gesellschaftlichen Selbstorganisation wurde im 19. Jahrhundert der „Verein“. Auch der Katholizismus wurde zu einem Vereins- und Verbandskatholizismus. Drückte sich in den ka­tho­li­schen Vereins­bewegungen eine durch soziale und kirchlich-religiöse Traditionen ver­mit­telte Modernisierung aus? Oder waren die ka­tho­li­schen Vereinsbewegungen im Rhein­land Gegenbewegungen von ka­tho­li­schen Frauen und Männern, von Tage­­löhnern, Handwerkern und Stadtbürgern gegen die frühe Industrialisierung einer traditionsreichen Gewerberegion?

Es wird ein differenziertes und widersprüchliches Bild der katholischen Vereinsbildung gezeichnet. Das untersuchte Spek­trum katholischer Vereine reicht von ka­tho­li­sch-bürgerlichen Honoratiorenvereinen, religiösen Bruder­schaf­ten und Missionsvereinen bis hin zu Bürgerzusammenschlüssen zum Zweck der Abfassung kirchenpo­li­ti­scher Petitionen. Breiten Raum nimmt vor allem die Darstellung des politischen Katholizismus in der Revolution von 1848 ein.

Die Studie liefert zugleich einen Beitrag zur Sozialgeschichte rheinischer Städte wie Aachen, Bonn, Koblenz, Köln, Mainz, Neuss und Trier.