Politischer Katholizismus im Rheinland 1848/49


Copyright © 1999 by Jürgen Herres. Veröffentlichung in: Politische Strömungen und Gruppierungen am Rhein 1848/49. Vorträge gehalten auf dem Symposium anläßlich des 150. Jahrestages der Revolution von 1848/49 im Rheinland am 9. November 1998 im Landtag Nordrhein-Westfalen in Düsseldorf, veranstaltet von der Gesellschaft für Rheinische Geschichtskunde und vom Landschaftsverband Rheinland. Düsseldorf 1999. (Publikationen der Gesellschaft für rheinische Geschichtskunde, Vorträge 31). S. 39–70.

    Gerüchte und Weissagungen
    Der politische Katholizismus als Interessenvertretung und Minderheitsbewegung
    Der Borromäus-Verein und die Anfänge katholischer Parteibildung im April 1848
    Von Kirchenblättern zu katholischen Tageszeitungen
    Von Honoratiorenzirkeln zu einer katholischen Vereins- und Parteibewegung
    Zusammenfassung

Gerüchte und Weissagungen

In der ersten Novemberwoche des Jahres 1849 verbreiteten sich im Kölner Raum, in der Eifel und an der Mosel, wahrscheinlich auch im Westfälischen, aufsehenerregende „Gerüchte von Haft und Flucht der [katholischen] Bischöfe“.[1] Der rheinische Oberpräsident, der höchste preußische Beamte am Rhein, bezeichnete sie in seinem Bericht nach Berlin „abentheuerlichst“ und führte sie auf „nicht erhebliche Differenzen“ mit der katholischen Kirche in untergeordneten kirchenpolitischen Fragen zurück.[2] Zeitungsberichten läßt sich mehr entnehmen. Das Trier’sche Volksblatt meldete, in der Eifel und an der Mosel gehe man davon aus, „daß die Bischöfe von Münster, Köln und Trier verhaftet“ seien. Namentlich dem Trierer Bischof Wilhelm Arnoldi sei „untersagt ..., die Stadt zu verlassen“. Er sei „immer von der Polizei überwacht“.[3] Durch die Mauern der Stadt Köln sollen sogar „acht Tage lang ... schreckliche Gerüchte ... über bevorstehende Kriege zwischen dem Staate und der [katholischen] Kirche“ gezogen sein, wie der Lehrer Alexander Günther der Hamburger Modezeitschrift „Jahreszeiten“ schrieb. Er wußte zu berichten: „Zu diesem Zwecke ließ man unsern Erzbischof [Johannes von Geissel] vor Preußen ins Ausland entfliehen und suchte alle alten Prophezeihungen hervor, die von jenem großen Blutbad um Köln Meldung thun.“[4] Schließlich notierten Kölnische Zeitung und Bonner Wochenblatt gleichlautend, daß in Köln und „noch mehr aber die Bevölkerung der Umgegend ... wieder einmal durch die unsinnigsten Gerüchte in Aufregung versetzt“ sei: „Man fabelt z. B. davon, die Staatsregierung habe sich zu Maßregeln gegen die katholischen Bischöfe veranlaßt gesehen.“[5]

Bereits 1848 hatten alte und neue Weissagungen eine Blütezeit erlebt und große Verbreitung gefunden. Durch die von der Pressezensur befreiten Tageszeitungen, durch billige Broschüren und Flugblätter drangen sie in die breite Bevölkerung ein, vom Buch­handel, mehr noch auf Jahrmärkten und durch Hausierer feilgeboten. „In den Sturmtagen, wo sonst fast kein Buch verkauft wurde, ging dieser wunderliche literarische Artikel“ – Prophezeiungsbüchlein und -kalender – „reißend ab“, notierte 1850 der Kulturhistoriker und Bestsellerautor Wilhelm Heinrich Riehl.[6] Ältere Weissagungen wurden wieder aufgelegt, aber auch um- und angepaßt oder gar erstmals herausgegeben. Buchhändlerspekulationen traten an die Seite gelehrter Abhandlungen und mündlicher Überlieferung. Eine der verbreitetsten und meist kommentiertesten war die Lehninsche Weis­sagung, eine Fälschung aus den 1680er Jahren, die in hundert Versen den Niedergang des in Preußen regierenden Hauses Hohenzollern vorhersagte.[7] Verbreitet waren darüber hinaus die Weissagungen eines ‘Kardinal Laroche’, einer ‘Seherin von Marseille’ und nicht zuletzt des rheinischen Volkspropheten Spielbähn. ‘Kardinal Laroche’ verhieß Deutschland eine „schöne Zukunft“, „denn Eintracht“ werde „die Staaten verbinden“ und die katholische Religion „einen schönen Sieg unter einem neuen Oberhaupte erringen“. Der Protestantismus werde demgegenüber „durch Sektenwesen bedeutend verlieren“.[8] Die ‘Seherin von Marseille’ sagte für 1848/1850 einen „ungeheuren Krieg“ voraus, so daß im Jahre 1860 „der größte Theil der Menschheit schon aufgerieben“ sei. Die Welt werde dann „eigentlich nur aus Kindern und Greisen“ bestehen.[9] Spielbähn bzw. Spielbernd, eigentlich Johann Bernard Rembold oder Rembort, ein frommer Klosterbote aus Westfalen, griff die mittelalterliche Köln-Prophetie auf. Er weissagte verschiedene Male und in verschiedenen Fassungen eine Endschlacht gegen die Türken in einem Tal bei Köln, wobei dieser Schlacht eine gute Zeit nachfolgen werde. 1846 erschienen seine Voraussagen erstmals gedruckt.[10] Verbreitet waren darüber hinaus in der rheinischen Stadt- und Landbevölkerung Prophezeiungen über Kriege in Europa, den Vormarsch der Türken, die Flucht des Papstes nach Köln und die Schließung des Weltfriedens in Köln nach vorausgegangener entscheidender Schlacht.[11] In diesen älteren und jüngeren Prophezeiungen lebten alte Sagen von einer letzten großen, entscheidenden Schlacht neu auf, auf welche eine goldene Zeit folgen sollte. Die streitenden Heere würden im Blut bis an die Knöchel waten. Wenn der Sieg errungen sei, dann werde der Feldherr sein Schild an den Birkenbaum hängen, und die glückselige Zeit beginnen.[12]

Weissagungen entsprachen dem Denk- und Wissenshorizont der Mehrheit der damaligen Bevölkerung. Deshalb verwundert es zunächst nicht, daß man die Revolution, die als Weltenwende empfunden werden konnte, in Begriffen der Religion sah. Die Hoffnungen auf eine neue und lichte Zukunft faßte man in den Begrifflichkeiten der Bibel. Aber mit der Revolution erhielten die Weissagungen neue Bedeutung. Zunächst wurden sie – zumindest in den katholischen Westprovinzen des protestantischen Preußens – als Bestätigungen für den Untergang der – protestantischen – Monarchie und die Heraufkunft einer neuen, einer konstitutionellen Zukunft genommen. Später – als sich das Scheitern der politischen Hoffnungen abzeichnete – unterstützten sie die Untergangserwartungen und untermalten deren Dramatik. In der Verfolgung der katholischen Kirche sahen sie den Höhepunkt des Scheiterns der Revolution. So wurde beispielsweise von Spielbähn im Rheinland die Voraussage verbreitet: „Wann wir schreiben 1847, möchte ich nicht sein ein Apfelbaum, 1848 ein König, 1849 ein Soldat, 1850 ein Priester.“ [13]

In den letzten Jahren hat sich die historische Forschung vermehrt mit dem Einfluß von Gerüchten beschäftigt.[14] Auch 1848/50 erhöhten sie immer wieder die politische Spannung.[15] Demgegenüber fanden die in der Bevölkerung kursierenden Weissagungen und Prophezeiungen kaum Beachtung.[16] Aber genau wie die Gerüchte wiesen sie einen tiefen Bezug zu der Gruppe auf, in der sie verbreitet waren. Für Zeitgenossen wie Wilhelm Heinrich Riehl stand ihre Bedeutung außer Zweifel. „Die Prophezeiungen bildeten einen wesentlichen Factor der Revolution“, schrieb er im Jahre 1850. „Sie waren eine bewegende Kraft in den unteren Schichten des Volkes. Sie waren eine politische, weil eine culturgeschichtliche Thatsache, obgleich vielleicht kein Staatsmann sie als solche erkannt und gewürdigt hat. Diese unscheinbaren löschpapierenen Büchlein voll dunkler Sprüche und Gesichte wirkten viel tiefer greifend revolutionär, als Struve’s und Heinzens Brandschriften.“[17] Die Weissagungen nährten seiner Meinung nach „einen Schicksalsglauben an die Revolution und deren endlichen Sieg“ und bewirkten so nicht selten ein starres Festhalten an der Revolution über deren Scheitern hinaus. [18] Nicht das Materielle der Prophezeiungen ist von Bedeutung, sondern – wie Riehl zu Recht formulierte – „die fabelhafte Rückwirkung derselben auf das Volk“ war „das culturgeschichtlich Wichtigste bei der Sache“.[19]

Im Zusammenhang mit dem hier zu behandelnden Thema ist vor allem die spezifische Verbindung von Politik und Konfession interessant, die in den Weissagungen und dem Gerücht von der Verhaftung und Flucht der rheinpreußischen Bischöfe im November 1849 sichtbar wird. Eine Politisierung der konfessionellen Gegensätze hatte bereits vor 1848 eingesetzt und verstärkte sich in der Revolutionszeit noch. Eine Voraussetzung dafür war, daß die Kraft religiöser Traditionen groß war. Daran hatten auch Pauperismus und beginnende Industrialisierung kaum etwas geändert. Eine Zahlenangabe mag dies illustrieren: In der rheinhessischen Stadt Mainz, auch im 19. Jahrhundert ein wichtiges Zentrum des deutschen Katholizismus, war der Besuch der Osterkommunion bis 1850 sehr hoch – fast 90 Prozent der Katholiken – und nahm erst danach kon­tinuierlich und rapide ab – auf kaum mehr als 50 Prozent.[20] Kon­fes­sionelle Ge­gensätze waren im preußischen Rheinland in der Mitte des 19. Jahrhunderts eine allgegenwärtige so­ziale Tat­sache und griffen weit über das kirch­liche Leben hinaus in viele Bereiche des ge­sell­schaftlichen und privaten Lebens.[21] Ein Vorfall im protestantisch-königstreuen Winningen bei Koblenz illustriert die Wahrnehmung dieser Gegensätze auf protestantischer Seite. Die Winninger waren im Frühjahr 1848 fest davon überzeugt, daß die katholische Bevölkerung der umliegenden Orte die günstige Gelegenheit ergreifen und sie überfallen würde. Die Orts­chronik hielt fest: „Von allen Seiten hörte man, der Flecken sollte gestürmt werden, und die Blauen [Preußen] müßten vertilgt werden.“ Die Winninger suchten deshalb erfolgreich bei der Koblenzer Regierung um 100 Gewehre nach und stellten eine Bürgerwehr zur nächtlichen Bewachung ihres Ortes auf.[22] In weiten Teilen der rheinisch-katho­lischen Mehrheitsbevölkerung herrschte das Gefühl vor, vom protestantischen Preußen bewußt benachteiligt zu werden. Zwei Ereignisse hatten dazu wesentlich beigetragen: Das ‘Kölner Ereignis’ von 1837[23], die Verhaftung des Kölner Erzbischofs Droste-Vi­schering durch die preußische Regierung, – woran die Verhaftungs-Gerüchte vom November 1849 ohne Zweifel erinnerten, – sowie ferner 1844 die Wallfahrt zum Heiligen Rock in Trier, die die Stärke der katholischen Kirchenfrömmigkeit demonstrierte und unverhoffte Gegenbewegungen hervorrief. Die schismatische Reformbewegung des Deutschkatholizismus, die zeitweise durch die preußische Regierung unterstützt wurde, traf auf heftige und wütende Reaktionen unter den Katholiken.[24] In der Revolution gaben Volksreligiösität und konfessionelle Gegensätze die Hintergrund­melodie für einen politischen Katholizismus ab, der sich als Petitions-, Presse- und Vereins­bewegung eigenständig formierte.

Religion und Konfession kamen 1848 eine bedeutende Rolle zu, mit der sich die historische Forschung erst in jüngster Zeit intensiver zu beschäftigen begonnen hat.[25] Während sich die ältere Forschung vor allem auf das Verhältnis von Staat und Kirche konzentrierte, beginnt die neuere Forschung die Notwendigkeit eines differenzierteren Zugriffs einzusehen. So wies Dieter Langewiesche jüngst zu Recht auf die viel zu wenig untersuchte religiöse Fundierung der Volksbewegungen und die religiöse Imprägnierung des öffentlichen Lebens in der Revolutionszeit hin.[26] Die religiöse Färbung von Sprache und Symbolik sowie die religiöse Prägung politischer Ziele und Vorstellungen waren zwar kein Charakteristikum des politischen Katholizismus. Denn auch andere politische und soziale Bewegungen griffen in der Revolution von 1848 mehr oder weniger erfolgreich auf die Kraft religiöser und konfessioneller Mentalitäten zurück.[27] Nichtsdesto­weniger stellten sie – genauso wie die Kraft traditioneller kirchlicher Bindungen, die sich im Alltagsleben der Revolution behaupten konnten[28], – eine wichtige Voraussetzung für den politischen Katholizismus dar.

Der politische Katholizismus als Interessenvertretung und Minderheitsbewegung

Das Auftreten eines ‘politischen Katholizismus’ stellte 1848 ein Charakteristikum der rheinischen Revolution dar. Der politische Katholizismus im weiteren Sinne, worunter jedes auf Beeinflußung der Öf­fent­lich­keit zielende Engagement von Laien und Geistlichen für die Rechte der katho­li­schen Kir­che und ihrer Institu­tionen verstanden werden kann[29], feierte in den Mai-Wahlen und in den Petitionskampagnen des Jahres 1848 im Rheinland aufsehenerregende Erfolge. Die katholischen Petitionsbewegungen, deren Organisator nicht zuletzt die Amtskirche selbst war, konnten sich auf einen breiten Konsens in kirchenpolitischen Fragen stützen. Demgegenüber konnte die katholische Presse- und Vereinsbewegung, der politische Katholizismus im engeren Sinne, nur eine relativ kleine Minderheit der rheinischen Katholiken mobilisieren. Im Unterschied zu den katholischen Revolutionsvereinen in anderen deutschen Regionen beschränkten sich die rheinischen aber von Anfang an nicht auf kirchenpolitische Ziele. Sie versuchten vielmehr – allerdings letztlich erfolglos – sich als politische Regional- und Mittelpartei zu profilieren. Demgegenüber kam beispielsweise in Baden zwar im Sommer und Herbst 1848 auch eine breite ka­tho­li­sche Vereins­bewegung zustande, aber sie hatte nur sehr kurze Zeit Bestand und war von Anfang an allein auf die Or­gani­sierung kirchenpo­li­ti­scher Petitionen gerichtet.[30]

Mit dem politischen Katholizismus verbanden sich schon immer wichtige Selbst- und Fremddeutungen. Galt er den einen als Meilenstein auf dem Weg zur katholischen Selbstbehauptung, so galt er andern lediglich als klug eingesetztes Instrument zur Mobilisierung gläubiger Massen. Die Katholizismusforschung beschrieb die katholische Bewegung von 1848 als amtskirchliche Loyalitätsbewegung, als eine „gleichsam aus dem Boden gestampfte Phalanx“ (Valmar Cramer) mit dem „Episkopat als Führer“ (Franz Schnabel) zur Verteidigung der „Freiheit der Kirche“.[31] Demgegenüber wollten liberale Historiker – angefangen bei den Zeitgenossen Heinrich von Sybel und Lorenz von Stein – im politischen Katholizismus nur einen Ausfluß der Herrschaftsansprüche der katholischen Hierarchie sehen. So ging Lorenz von Stein in einem zeitgenössischen Lexikonartikel davon aus, daß die katholische Kirche „den Protestantismus ... vernichten und die weltliche Macht unter ihre Alleinherrschaft ... beugen“ wolle.[32] Für Wilhelm Heinrich Riehl konnte „von allen öffentlichen Autoritäten ... die Kirche allein vollwichtigen Erfolg aus unserer Revolution“ gewinnen. Während sich „alle andern Mächte“ gegenseitig schwächten, sei „die Macht der Kirche ... um das Zehnfache gewachsen“ und zwar „obendrein ganz im Stillen“.[33]

Bei aller Unterschiedlichkeit in der Bewertung stand in der Forschung immer der Vergleich mit dem Katholizismus des späten 19. Jahrhunderts im Vordergrund. Sowohl auf der Seite der Befürworter wie auf der Seite der Gegner setzte sich das Bild einer relativ linearen Aufwärtsentwicklung hin zum homogenen Kulturkampfkatholizismus und zur Zentrumspartei durch. Die Geschichte des Achtundvierziger-Katholizismus wurde meist nur als Vorgeschichte betrachtet und deshalb in den Kategorien des „schon bereits“ oder des „noch nicht“ beschrieben. Demgegenüber erscheint es sinnvoll, die katholische Bewegung von 1848 in ihrer Vielfalt und Widersprüchlichkeit ernstzunehmen.

Vor 150 Jahren schwelgte der rheinische Katholizismus und auch die katholische Kirche angesichts der revolutionären Vorgänge keineswegs in monarchisch-pessimistischen Angstträumen oder apokalyptischen Untergangsvorstellungen. Vielmehr atmete man auf. Die Revolution wurde katholischerseits relativ positiv bewertet. Man erwartete von ihr eine Befreiung von staats­kirchlicher Bevormundung und Einmischung. In der freien Konkurrenz der Wahrheiten rechnete man sich sogar aus, größeren Einfluß gewinnen zu können.[34] Einer solch positiv-optimistischen Deutung hatte Papst Pius IX. vorgearbeitet, der nach seinem Amtsantritt 1846 vorsichtige Reformen im Kirchenstaat eingeleitet hatte. In den Anfangstagen der Revolution wurde der Papst deshalb selbst auf demokratischen Volksversammlungen neben Jan Hus als positive Symbolfigur gewürdigt. In der Neuen Rheinischen Zeitung, die Karl Marx in Köln als „Organ der Demokratie“ herausgab, wurde Pius IX. dementsprechend als der „größte Repräsentant der Politik des guten Willens“ und damit als Vertreter einer Politik charakterisiert, für die die Zeitung allerdings nur Spott übrig hatte.[35]

Nach der Märzrevolution ergriffen rheinische Katholiken in breitem Maße die neuen Möglichkeiten, um über die nationalen und verfassungspolitischen Forderungen hinaus kirchenpolitische Anliegen vehement zu vertreten. Freiheit war eine der großen politischen Themen der Revolution von 1848. Katholische Kirche und katholische Bewegung stimmten in diesen Chor ein und forderten „religiöse Freiheit“ bzw. „Kirchen­freiheit“.[36] Die katholische Bewegung von 1848 war Teil des allgemeinen gesellschaftlichen Aufbruchs. Selbst der kämpferische Düsseldorfer Pfarrer Anton Josef Binterim, einer der bekanntesten Ultramontanen am Rhein, begrüßte die Revolution und rief aus: Endlich sei „das Schloß“ vom Mund gefallen. Binterim beteiligte sich an der Verfassungsbewegung in Düsseldorf und trat zugleich für innerkirchliche Reformen ein. Er wollte die Stellung der Pfarrer stärken und den Einfluß des Erzbischofs zurückdrängen.[37]

Die katholische Bewegung von 1848 war aber auch eine Verteidigungsbewegung. Das Abschütteln der staatskirchlichen Einschränkungen und Bedrückungen sollte einhergehen mit einer Ausweitung des gesellschaftlichen Einflusses der katholischen Kirche. Aber noch in einem weiteren Sinne handelte es sich um eine Verteidigungsbewegung. Gegenüber einem Ausgreifen der Demokratiebewegung auf die Kirche und ihre inneren Strukturen wollte man sich abschotten. Eine Stärkung der Stellung der Gläubigen innerhalb der Kirche wurde wie überhaupt jede Einmischung in die inneren Angelegenheiten der katholischen Kirche strikt abgelehnt.[38]

Als kirchliche Interessenvertretung konnte der politische Katholizismus von 1848 große Bevölkerungskreise im Rheinland mobilisieren.[39] In den Ur- und Abgeordnetenwahlen im Mai 1848 wurden zahlreiche Geistliche und bekannte Katholiken als Wahlmänner und Abgeordnete gewählt. Die Stadt Köln entsandte Erzbischof Johannes von Geissel als Abgeordneten in die preußische Nationalversammlung nach Berlin. Darüber hinaus gehörten so prominente rheinische Katholiken wie die Bonner Professoren Ferdinand Walter und Johann Josef Bauerband, der Koblenzer Jurist Peter Reichensperger sowie der Düsseldorfer Pfarrer Binterim dem Berliner Parlament an. In die Frankfurter Paulskirchenversammlung wurden im Wahlkreis Neuss der Bonner Dogmatikprofessor Franz Xaver Dieringer gewählt, in Aachen der Kanonikus Wilhelm Smets, in Neuwied der Bonner Philosophieprofessor Peter Knoodt sowie in Lechenich der Jurist August Reichensperger, der später – wie sein Bruder Peter – als Mitgründer der deutschen Zentrums­­partei den politischen Katholizismus des Rheinlandes im Reichstag vertreten sollte. Soweit kirchenpolitische Fragen nicht berührt waren, bezogen diese Abgeordneten häufig sehr unterschiedliche politische Positionen. Der Bonner Universitätsprofessor Peter Franz Deiters, in Frankfurt Mitglied des Katholischen Clubs, votierte am 28. März 1849 für Friedrich Wilhelm IV. Die Geistlichen Philipp von Berg (Jülich), Peter Joseph Elkemann (Worringen) und Johann Anton Josef Hansen (Ottweiler) gehörten im Berliner Parlament dem Linken Zentrum an. Philipp von Berg, der häufig als Redner der Linke auftrat, wurde 1850 sogar des Hochverrats angeklagt.

Nach Ansicht der Liberalen verdankten die Katholiken ihre Wahlerfolge allein undurch­sichtigen Wahlkampf“machinationen“, die „ins Unglaubliche“ gegangen sein sollen. In Koblenz sollen beispielsweise „die Männer von den Rosenkranzbruderschaften ... von Haus zu Haus“ gewandert sein, „um vor dem gefährlichen Ketzer Stedmann“ – dem libe­ralen Kandidaten und Protestanten - „zu warnen“.[40] Der Gutsbesitzer Carl Stedmann, auch Präsident des Landwirtschaftlichen Vereins, soll darüber hinaus als „geheimer Kornwucherer, der künstliche Teuerung herbeigeführt habe“, denunziert worden sein.[41] Da es 1848 erst in Ansätzen Parteien, aber vor allem kaum Wahlerfahrungen gab, waren die Wahlen in erster Linie Persönlichkeitswahlen.[42] Das gute Abschneiden der Katholiken in den ländlichen, aber auch in vielen städtischen Wahlbezirken, war deshalb nicht unvorhersehbar. Wie der Schriftsteller und Feuilletonchef der „Kölnischen Zeitung“ Levin Schücking in der Allgemeinen Zeitung, Augsburg, ausführte, hatte „das allgemeine Stimmrecht ... ans Licht gebracht, was oberflächliche Beobachter leicht übersehen konnten“, nämlich „daß die große Menge des Volkes hier [im Rheinland] noch inniger an der Kirche als am Staate hängt.“[43] Die Vorwürfe der Liberalen spiegelten nicht zuletzt deren Unvermögen wider, dieser Tatsache ins Auge zu sehen.

Im Sommer 1848 unterstützten mehr als 200.000 Rheinländer mit ihrer Unterschrift in Petitionen an die Frankfurter Paulskirchenversammlung die Forderung nach „Unab­hängig­keit der Kirche vom Staat“. Vor dem Hintergrund der geschilderten kirchenpolitischen, religions- und mentalitätsgeschichtlichen Voraussetzungen kann auch dies nicht überraschen. In kirchenpolitischen Fragen konnte sich die katholische Bewegung am Rhein auf eine relativ große Übereinstimmung in der zentralen Frage des Verhältnisses von Kirche und Staat stützen. Umstrittener war die Schulfrage. Während die katholische Kirche einen Ausbau ihrer Aufsichtsrechte im Schulwesen forderte, kämpften Demokraten und Lehrerbewegung für einen Abbau dieser Aufsichtsrechte. Es ist auch eine Legende, daß sich 1848 allein die Ultramontanen[44] – also jene strengkirchlichen Katholiken, die seit den 1830er Jahren ihre Ausrichtung nach Rom be­son­ders stark be­tonten – als Verteidiger der Kirche hervorgetan hätten. Bereits der Historiker Konrad Repgen hat am Beispiel der Petitionsbewegungen darauf hingewiesen, daß zumindest die kirchenpolitischen Aktionen von allen innerkirchlichen Strömungen getragen wurden.[45] Es engagierte sich 1848 nur ein Teil der katholischen Geistlichen für die Anliegen der katholischen Kirche, aber die Ultramontanen taten sich keineswegs allein hervor. Auch die Geistlichen, die als Anhänger des Bonner Theologen Georg Hermes oder einfach als Rationalisten und Aufklärer bekannt waren, regten Petitionen an und traten für die Belange ihrer Kirche ein.

Der politische Katholizismus war Teil des breiten Spektrums von politischen, wirtschaftlichen und sozialen Interessen, die sich durch die Revolution massenhaft in Petitionen, Versammlungen und Vereinen artikulierten und organisierten. Er wies 1848/49 am Rhein eine bemerkenswert große politische, soziale und religiöse Bandbreite von Vorstellungen auf, was sich nicht zuletzt am Beispiel der katholischen Petitionen zeigen läßt. Im Verfassungsauschuß des Paulskirchenparlaments waren am 3. Juni 1848 die ka­tho­li­schen Vertreter im Verfas­sungs­aus­schuß überstimmt worden. Die li­berale Mehrheit lehnte es ab, über die individuelle Glau­­­bens- und Religionsfreiheit hinaus als Grundrecht eine For­mulierung auf­­zu­nehmen, die die Unabhängigkeit und Selbst­verwaltung der Religions­gemein­schaften vorsah. Die religiö­sen Freiheitspostulate begriffen die Libe­ralen als Rechte des Einzelnen, nicht der etab­lierten Kirchen, vor allem nicht der ka­tho­li­schen Kirche.[46] Katholische Kirche, katholische Presse und katholische Vereine riefen daraufhin eine breite kirchenpolitische Bewegung hervor. Jede Einmischung in die inneren Angelegenheit der Kirche wurde abgelehnt. Die ka­tho­li­sche Kirche als religiöse und soziale Ordnungsmacht mit eigenem Recht, mit eigener von Gott rühren­der Legitimation, sollte gestärkt werden.

Soweit entsprechen die Petitionen dem vorherrschenden Bild. Übersehen wird meist, daß viele Petitionen vielfältiger und umfassender in ihren politischen Aussagen waren. Die Unterstützung der kirchenpolitischen Anliegen war in ihnen oft nur ein Punkt unter anderen. So wurden auch Forderungen erhoben, die auf die Selbstverwaltung der Kommunen und der Provinz zielten. In katholischen Petitionen aus den Kreisen Mayen und Neuwied im Juni 1848 wurde beispielsweise zusätzlich „die Gewährung einer freien Gemeindeverfassung“ und „einer freien Provinzialverfassung“ bis hin zur „Wahl des Oberpräsidenten“ durch die ganze Provinz verlangt.[47] Darüber hinaus befürwortete man ein Bündnis mit dem republikanischen Frankreich und die Unabhängigkeit Polens. Auch in zahlreichen anderen Petitionen wurde der Wunsch nach gemeindlicher und provinzialer Selbstverwaltung mit der Forderung nach Unabhängigkeit der Kirche vom Staat verbunden. Überspitzt könnte man sagen, gefordert wurde die Autonomie von Kirche, Gemeinde und Region! Zu bemerken bleibt in diesem Zusammenhang, daß die katholischen Petitionsbewegungen sich in Frankfurt und etwas später auch in Berlin mit ihren kirchenpolitischen Anliegen weitgehend durchsetzen konnten.

Der politische Katholizismus im engeren Sinne – also wie er sich bald in Presse und Vereinen organisierte – konnte vor 150 Jahren keineswegs eine ähnliche gesellschaft­liche Verankerung und Resonanz finden. Katholische Presse und katholische Vereinsbewegung waren letztlich nur in der Lage, eine relativ kleine Minderheit der rheinischen Katholiken zu mobilisieren. Im Unterschied zu den katholischen Vereinen in anderen deutschen Regionen beschränkten sich die rheinischen Katholikenvereine jedoch von Anfang an nicht auf kirchenpolitische Ziele. Vielmehr setzten sie sich sowohl das Erringen der „religiösen“ wie der „bürgerlichen Freiheit“ zum Ziel und engagierten sich deshalb auch in national- und sozialpolitischen Fragen. Aber weder als konfessionelle Regio­nal­partei noch als großdeutsche Mittelpartei zwischen Liberalen und Demokraten konnte der politische Katholizismus am Rhein ausreichend Profil ge­win­nen. Gerade dies ist als ein markanter Unterschied zu betrachten, der den politischen Katholizismus 1848 von seinem Nachfolger im Kaiserreich trenn­te. Der politische Katholizismus hatte 1848 noch kein Organisationsmonopol auf politisch aktive Katholiken.[48] Nichtsdestoweniger wies der in Presse und Vereinen organisierte Katholizismus 1848/49 ein bemerkenswert breites politisches und soziales Spektrum auf. Mit seinem großdeutschen Radikalismus manövrierte er sich jedoch im Frühjahr 1849 ins Abseits und geriet gleichzeitig unter Druck durch die katholische Amtskirche.

Der Borromäus-Verein und die Anfänge katholischer Parteibildung im April 1848

Die Wahlrechtsauseinandersetzungen im März und vor allem der kontroverse Wahlkampf im April 1848 wurden im Rheinland zum Ausgangspunkt für die Entwicklung eines ausdifferenzierten politischen Vereinswesens. Vorformen politischer Parteien entstanden. Auch der politische Katholizis­mus begann sich als eigenständige politische Bewegung mit eigenen Organisationen und eigener Presse zu formieren. Die Anfänge organisierter politischer Parteibildung waren zugleich begleitet von dem Auftreten eines neuen, öffentlichkeitsorientierten Politikertyps. Die rheinischen Katholiken knüpften – wie die Liberalen und die Demokraten – an ihre politischen Erfahrungen im Vormärz an. So versammelten sich am 11. April in Bonn – anläßlich einer erweiterten Vorstandssitzung des Borromäus-Vereins – rund 70 katholische Bürgerliche und Geistliche aus zahlreichen rheinischen Städten, um über die „Zeitverhältnisse und die Stellung der Kirche zu denselben“ zu beraten.[49] Auf Vorschlag der Trierer Vereinsmitglieder sollte die Gründung einer katholisch-politischen Tageszeitung beschlossen werden.[50] Anwesend war auf besondere Einladung auch der Kölner Erzbischof Johannes von Geissel. Der katholische Borromäus-Verein hatte bereits im Vormärz von Bonn aus in der gesamten Rheinprovinz seine Aktivitäten entfaltet. Als Vereinszweck hatte man 1844 die Ver­breitung ka­tho­li­scher Literatur bestimmt.[51] Wichtig für den politischen Katholizismus von 1848 war vor allem, daß der Borromäus-Verein – über alle innerkirchlichen Strömungen hinweg[52] – ka­tho­li­schen Geist­lichen und Bildungsbürgern breiten Raum zum Meinungsaustausch und zu gemeinsamen Aktivitäten geboten hatte. Die Versammlung am 11. April behielt zwar den Charakter einer Honoratiorenversammlung. Da sich nun zum ersten Mal kirchenpolitisch aktive Katholiken aus verschiedenen Teilen des Rheinlandes mit dem Kölner Erzbischof trafen, um über aktuelle Fragen und Perspektiven zu beraten, wies sie bereits darüber hinaus.

Für Johannes von Geissel war mit seiner Teilnahme eine Kurskorrektur verbunden. Noch kurz zuvor, im Ende 1847 und Anfang 1848, hatte er eine Aktion der Laien in kirchenpolitischen Fragen abgelehnt. Nur in engem Anschluß an die alten Gewalten hatte er für die Kirche Änderungen erringen wollen.[53] Im Laufe des Jahres 1848 begann er dies anders zu sehen. Nun sollten durch Einsatz aller verfügbaren soziologischen Bindungen die Gerechtsame der katholischen Kirche gewahrt werden. Von der Schriftstellerin Fanny Lewald ist eine treffende Beschreibung Geissels überliefert. Sie besuchte ihn am 6. März 1848, also kurz nachdem die Revolution in Frankreich gesiegt hatte, und sprach mit ihm über die „Zeit­ereig­nis­se“. Geissel bezeichnete gegenüber Fanny Lewald die französische Februarrevolution als ein „Ereignis wie die Völkerwanderung“ und war überzeugt, daß sie „eine radikale Umwälzung, eine neue Weltordnung erzeugen“ werde. Eine militärische Intervention in Frankreich lehnte er strikt ab. Interessant ist vor allem der Eindruck, den Geissel auf die Schriftstellerin machte. Sie notierte sich: „Die ganze Unterredung war ... ohne jenen Anstrich von Frömmigkeit und Monarchismus, mit dem unsere protestantische Geistlichkeit sich zu überfirnissen pflegen. Herr v. Geissel macht den Eindruck eines Kirchenfürsten und ist, wie die ganze höhere katholische Geistlichkeit, wohl zu Hause auf Erden.“[54] Fanny Lewalds Beobachtungen bestätigen noch einmal, daß die Revolution katholischerseits alles in allem relativ positiv aufgenommen wurde.

Die „interessantesten Momente“ der Bonner Beratung am 11. April konnte einem Zeitungsbericht zufolge „nur der Beiwohnende erfassen.“[55] Die überlieferten Sitzungsprotokolle geben leider über die politischen Diskussionen und insbesondere über die Äußerungen des Erzbischofs keine Auskunft.[56] Aus den Aufzeichnungen eines Pfarrers aus der Nähe Krefelds geht hervor, daß Geissel die Gelegenheit für einen Appell an alle Katholiken nutzte. Er betonte „die Notwendigkeit“, „daß alle Katholiken und alle Geistlichen sich einigten, um die bedrohten Interessen der Kirche möglichst zu wahren.“[57] Inwieweit diese Einigung bereits am 11. April in konkrete Vorstellungen gegossen wurde, ist unbekannt. Immerhin veröffentlichten Kölner Katholiken bereits vier Tage nach der Bonner Versammlung ein eigenes, katholisches Wahlprogramm. Darin wurde das Ziel einer „Un­ab­hängigkeit der Kirche vom Staat“ in konkrete Forderungen um­gesetzt.[58] Preußen hatte in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts am überlieferten Staats­kirchen­recht festgehalten. Eingriffsrechte hatte die preußische Regierung wahrgenommen einerseits im Bereich der kirch­lichen Selbstverwaltung, andererseits aber auch in den gesell­schaft­lichen Bereichen der Schul- und Ehegesetzgebung. So hatte sich die preußische Regierung beispielsweise die staatliche Genehmigung für alle kirchlichen Anordnungen gesichert. Der amtliche Verkehr der ka­tho­li­schen Bischöfe mit Rom war nur durch Ver­mittlung der Staats­behörden zulässig gewesen. Der Staat hatte eine Aufsicht über die kirch­li­che Vermögens­ver­wal­tung, über die kirchlichen Unterrichtsan­stalten und Prü­fun­gen ausgeübt. Alle diese Streit­punkte sollten 1848 im Sinne der katholischen Kirche entschieden werden.

Trotz der recht klaren kirchenpolitischen Einzelforderungen blieb bis in den Spätsommer 1848 die Grundsatzfrage offen, ob das Ziel der Katholiken völlige „Unab­hängig­keit“ und „Trennung“ von Kirche und Staat sein sollte, oder ob man sich auf eine gemäßigtere Form der „Selbständigkeit“ beschränken wollte. Zunächst scheint man auf katholischer Seite für eine völlige Trennung gewesen zu sein, oder war man zumindest bereit, diese billigend hinnehmen zu wollen. Der Arzt Heinrich Hahn, einer der führenden Aachener Katholiken, sicherte am 3. Mai David Hansemann zu, als Abgeordneter der Stadt Aachen in die Paulskirche gewählt zu werden, wenn er eine Bedingung erfülle. Er müsse „die religiöse Freiheit so verstehen, wie sie in den Vereinigten Staaten tatsächlich vorhanden“ sei.[59] Damit konnte nur eine völlige Auflösung der Bindungen zwischen Staat und Kirche gemeint sein. Im Juni berichtete der Sekretär des Kölner Erzbischofs, Kaplan Kirch, aus Berlin nach Köln: Die katholischen Abgeordneten würden „sich übrigens auf eine gänzliche Trennung der Kirche vom Staat gefaßt“ machen.[60] Erst im Laufe des Sommers klärten sich die Vorstellungen. Aus einem Brief des Juristen Heinrich Schlink, Abgeordneter für Koblenz in Berlin, geht hervor, daß sich vor allem unter dem Eindruck der parlamentarischen Beratungen und Auseinandersetzungen die kirchenpolitischen Vorstellungen präzisierten. Wie Schlink notierte, modifizierten die katholischen Abgeordneten – einschließlich des Kölner Erzbischofs – ihre „vom Rhein mitgebrachten Ansichten“ bedeutend, nachdem ihnen bewußt geworden war, daß Demokraten und Liberale aus der Forderung nach „völliger Unabhängigkeit“ „bedenk­liche Schlußfolgerungen ableiten“ wollten.[61]

In der älteren Forschungsliteratur wurde Erzbischof Geissel immer als der Inspirator und Organisator der katholischen Bewegung herausgestellt. Ihm kam 1848 ohne Zweifel eine herausragende Bedeutung zu. So gehörte er nicht zuletzt zu den Initiatoren der ersten deutschen Bischofskonferenz im Oktober und November 1848 in Würzburg. Zur Bonner Beratung war er eingeladen worden, da die Mitglieder des Borromäus-Vereins in kirchenpolitischer Hinsicht „in Übereinstimmung“ mit dem Erzbischof handeln woll­ten – wie es im Einladungsschreibung hieß. Nichtsdestoweniger waren die eigenen Interessen und Motive der katholischen Laienaktivisten bestimmend. Sie konnten dabei auf Erfahrungen und ein Netz der Einflußnahme aus dem Vormärz zurückgreifen. Ihr Wille war groß, sich über die kirchenpolitischen Fragen hinaus als politsch-katholische Kraft durchzusetzen. So stellte das ka­tho­li­sche Kölner Wahlprogramm vom 15. April auch zahlrei­che verfassungs- und sozial­po­li­ti­sche Forderungen auf. Unter anderen forderten die Katholiken Maßregeln, „um Ar­beitsunfähige vor Mangel zu bewahren und, so möglich, Er­werbs­losen lohnende Beschäf­tigung zu verschaffen.“[62]

Von Kirchenblättern zu katholischen Tageszeitungen

Im Vormärz hatte es zahlreiche Versuche im Rheinland gegeben, eine katholische Tageszeitung aus der Taufe zu heben. Bereits das ‘Kölner Ereignis’, die Verhaftung des Kölner Erzbischofs Droste-Vischering 1837, hatte eine politisch-religiöse Publizistik entstehen lassen. Zu einer Intensivierung der katholischen Pressebemühungen hatten in der Mitte der 1840er Jahre die Kontroversen um den Deutschkatholizismus geführt.[63] Jedoch alle Versuche, über reine Kirchenblätter hinaus katholische Tageszeitungen in rheinischen Städten zu gründen, schlugen vor 1848 fehl.[64]

In Koblenz hatte sich bereits im April 1843 „ein Comité zur Herausgabe einer neuen Zeitung gebildet, deren Aufgabe es sein“ sollte, „die Interessen der katholischen Religion und des monarchischen Staates zu vertheidigen.“ Die preußische Regierung verweigerte jedoch die Genehmigung, da sie davon ausging, daß die Träger des Unternehmens der „excentrischsten-ultramontanen Richtung“ angehörten, und daß die Zeitung „alsbald feindselig gegen das Gouvernement auftreten“ werde.[65] Nach mehreren Anläufen legten Trierer Katholiken im Juni 1845 ein Zeitungsprogramm vor, in dem als „Hauptzweck“ formuliert wurde, „die bestehende Verordnung des Staates und das Christentum möglichst zu vertreten.“ Gegenüber der sozialistischen Trier’schen Zeitung, pikanterweise aber auch gegenüber der protestantisch-konservativen Elberfelder Zeitung und sogar dem von der Regierung finanzierten Rheinischen Beobachter sollte die neue Zeitung „von besserer Tendenz“ sein und „den für Staat und Christentum gleich gefährlichen Grundsätzen und Lehren jener Blätter bescheiden entgegen“ treten. Im Juli 1845 charakterisierten die Trierer Katholiken die „Tendenz“ ihrer Zeitung als „eine rein christliche..., bezweckend als bescheidene Gegnerin des Liberalismus, des Communismus und des Atheismus, belehrend und warnend vor solchen Feinden des Staates und des Christentums aufzutreten.“ Man wollte schließlich dazu beitragen, „das Band der Einigkeit und Liebe zwischen Unterthanen und Vorgesetzten stets fester zu schlingen.“ Trotz dieser Beteuerungen ging die Regierung davon aus, daß die Zeitung zum „Werkzeug einer dem Staate feindlichen Parthei der katholischen Kirche“ werde und lehnte jedes Entgegenkommen ab.[66]

Auch in Köln gab es mehrere vergebliche Zeitungsversuche. Erfolgversprechend war schließlich das Projekt des Kölner Buchhändlers Lambert Bachem ein „Kölner Stadtblatt“ herauszugeben. Unter der Bedingung, „Gegenstände der Politik, der politischen Tagesgeschichte und Religion weder aufnehmen noch irgendwie berühren“ zu dürfen, waren die Berliner Ministerialbehörden im August 1845 sogar bereit, ihm die Genehmigung zur Herausgabe eines Anzeigenblattes zu erteilen. Die preußischen Lokalbehörden zögerten jedoch die Übergabe der Erlaubnis ein Jahr lang hinaus bis in den Sommer 1846.[67] Letztlich versprachen sich die Kölner Katholiken von einer solchen Zeitung zuwenig Einfluß. So genügte Freiherr von Geyr die nur „indirekte Entgegenwirkung gegen das Schädliche“ nicht aus, wie er im Juni 1847 schrieb.[68] Von der Lizenz machten sie nie Gebrauch. Auf der Bonner Beratung der rheinischen Katholiken am 11. April 1848 waren interessanterweise auch Vertreter eines Kölner „Vereins“ zur Gründung einer katholisch-politischen Zeitung anwesend, der sich im Zusammenhang mit einem der früheren Zeitungsprojekte gebildet hatte. Es handelte sich um Ferdinand Marquard, den Referendar Eduard Schenk und den Künstler Friedrich Baudri, Bruder des Kölner Generalvikars. Alle drei spielten 1848 eine wichtige Rolle im Kölner Katholizismus. Schenk und Baudri gehörten später – im Herbst und Winter 1848 – zu einer Minderheit innerhalb des Kölner Katholizismus, die an­ge­sichts einer drohenden preußisch-klein­deut­schen Lösung der Nationalfrage radikal-großdeutsche Positionen verfolgte. Marquard trat als katholischer Zeitungsredakteur für demokratische Positionen ein.

Als 1848 der bürokratische Obrigkeitsstaat die Kontrolle über die Öffentlichkeit verlor und die Märzzugeständnisse die alten Fesseln sprengten, glaubten auch die Katholiken ihre Stunde gekommen, Tageszeitungen ins Leben zu rufen.[69] In seiner Beratung am 11. April beschloß der Borromäus-Verein die Gründung einer ka­tho­li­sch-politischen Tageszeitung. Eine längere Diskussion gab es in Bonn nur über das Wie und das Wo der neuen Zeitung. Die Notwendigkeit war nicht mehr umstritten.[70] Die erste Nummer der geplanten katholischen Tages­zei­tung erschien aufgrund heftiger interner Differen­­zen erst im Oktober 1848 in Köln als „Rhei­nische Volkshalle“. Noch vor dem Erscheinen der „Rheinischen Volkshalle“ traten bereits im Frühjahr 1848 in zahlreichen rheinischen Städten katholische Lokalblätter ins Leben. Zu erwähnen sind die Wochenschrift „Pius IX.“ in Köln, die „Katholischen Sonntagsblätter“ und der „Aachener Anzeiger“ in Aachen, die Zeitung „Clemens August“ in Neuss, das „Katholische Volksblatt“ in Koblenz sowie der „Katholische Volksbote“ in Trier. In ihnen spielten Pfarrgeistliche als Initiatoren oder Redakteure oft eine wichtige Rolle.

Gegenüber den im Vormärz proklamierten politischen Grundsätze setzte die katholische Presse von 1848 gänzlich andere Akzente. Als Anfang Mai 1848 das in Bonn gebildete Komitee des Borromäus-Vereins das Programm der „Volkshalle“ vorlegte, stand die „Idee der Freiheit“ im Vordergrund. Die neue Zeitung sollte für eine Verfassung kämpfen, „welche auf echt volkstümlichen Grundlagen beruhend, allen Staatsbürgern gleiche bürgerliche und politische Berechtigung“ sichere, „die freie und selbständige Entwicklung des Individuums am wenigsten“ beschränke und „gegen jede ungehörige Bevormun­dung durch die Staatsgewalt die meiste Garantie“ biete.[71] Die ebenfalls proklamierte Formel „Freiheit in allem und für alle“ hatte man aus einem Wahlaufruf des Grafen von Montalembert, einem französischen Publizisten und Staatsmann, Vertreter katholischer und kirchlicher Interessen, übernommen.[72] Das in der euphorischen Phase der Revolution geschriebene Programm gestand sogar zu, „jede Erscheinung auf religiösem und kirchlichem Gebiete in ihren Beziehungen zu unsern sozialen und politischen Verhältnissen richtig auf(...)fassen und (...) würdigen“ zu wollen. In einer „internationalen Verbrüderung zwischen allen freien Nationen“ erblickte man „die sicherste Gewähr für die Freiheit und nationale Selbständigkeit aller“.[73] Im Bonner Wochenblatt kam ein Kommentator angesichts dieses Programms zu dem Schluß, die Volkshalle werde „das kirch­lich demokratische Element vertreten“.[74]

Angesichts der wachsenden Probleme und der Radikalisierungstendenzen im Sommer 1848 verstärkten sich in der katholischen Presse die antirepublikanischen Akzente. Trotzdem blieb ein breites Spektrum politischer Meinungen kennzeichnend, selbst eine demokratische Strömung machte sich weiterhin bemerkbar. Die Kölner Vereinszeitung „Pius IX.“ trug zunächst den Titelzusatz „christlich-demo­kratische Wochenschrift“ und berichtete lange Zeit auch recht ausführlich über den Kölner Arbeiterverein und die demokratischen Vereine der Stadt. 1849 wurden diese Berichte ersetzt durch solche über katholische Vereine in anderen Regionen. Der neue Redakteur Gottfried Hubert Noecker, Kaplan von Köln St. Martin, leitete seine Tätigkeit mit der Aussage ein, „an der Hand der Kirche“ wolle er sich nun über die Mittel und Wege verständigen, „wodurch alle Übel und Gefahren gegen ein geordnetes Bürgertum fern zu halten“ seien.[75] Die Koblenzer „Rhein- und Moselzeitung“ nahm 1848 einen stark demokratisch-katho­li­schen Standpunkt ein.[76] In der Rheinischen Volkshalle vertrat nicht zuletzt Ferdinand Marquard, Anfang 1849 sogar verantwortlicher Redakteur des Blattes, demokratische Positionen. An Heiligabend 1848 schrieb er in einem Leitartikel, daß Preußen die „Haupt­aufgabe“ seiner Politik darin sehe, „das Prinzip der Revolution zu vernichten.“ Berlin – aber auch Wien – sei es geglückt vorzuspiegeln, „daß die Vertreter des Volkes dem Volke keinen Nutzen bringen würden.“[77] Im Februar 1849 sprach er sich für die „eigentlich demokrati­sche“ Partei aus und proklamierte die Revolution für „noch lange nicht zu Ende“.[78] Als der Zentral­vorstand des Bonner Bor­ro­mäus-Vereins daraufhin der Zeitung vorwarf, von „den unab­wandelbaren Grund­sätzen der ka­tho­li­schen Kirche“ ab­ge­­wichen zu sein[79], forderte er auch für Katholiken das Recht, sich gegen die beste­hende Ord­nung auflehnen zu dürfen. Interessant ist seine Be­grün­dung: Bereits der frü­here Köl­ner Erzbischof Droste-Vischering – der Märtyrer von 1837 – habe „die Kirche“ durch seinen „Un­gehorsam gegen eine ... Obrigkeit gerettet“; ent­­sprechend kämpften nun die Demokraten „gegen das Staat­lich-Un­recht­liche“.[80] Im Mai 1849 wurde er nach mehreren Interventionen von Vorstandsmitgliedern des Borromäusvereins aus der Redaktion entlassen.[81]

Von Honoratiorenzirkeln zu einer katholischen Vereins- und Parteibewegung

Im preußischen Rheinland und parallel dazu in Rheinhessen, aber auch in Westfalen, in Baden, in Württemberg, in Bay­ern und in Schlesien entwickelte sich 1848 auch erstmals eine breite ka­tho­li­sch-po­li­ti­sche Ver­einsbewegung. Diese ka­tho­li­schen Vereine nannten sich sehr bald nach dem damaligen Papst Pius IX. Im Oktober 1848 vereinigten sie sich in Mainz zu einem nationalen Kongreß, dem ersten Katholikentag.[82] Weniger bekannt ist der regionale Kongreß der katholischen Vereine im April 1849 in Köln, der – als Höhe­punkt der Bewegung gedacht – deren Scheitern beschleunigte.

Im Unterschied zum politischen Katholizismus anderer deutscher Regionen wollte der rheinische von Anfang mehr sein als nur eine kirchenpolitische Interessengemeinschaft.[83] Die rheinischen Katholiken setzten sich vielmehr zum Ziel, alle „politischen und sozialen Fragen ... vom katholischen Standpunkte aus“ behandeln zu wollen.[84] Der Künstler Friedrich Baudri sprach im Oktober 1848 auf dem ersten Katholikentag in Mainz deshalb gegen „ein passives Verhalten der Katholiken“ und der katholischen Vereine. Den Katholiken komme die „unzweifelhafte“ Berufung zu, „die gesetzliche Ordnung im Bunde mit der Freiheit herzustellen und zu schützen.“[85]

Das politische Meinungsspektrum war auch innerhalb der katholischen Pius-Vereine von Anfang an sehr breit. Dem „unbeteiligten Dritten“ soll es – so der Demokrat und spätere Kölner Oberbürgermeister Hermann Becker in der Deutschen Allgemeinen Zeitung, Leipzig, – sogar „unentwirrbar“ gewesen sein.[86] Neben einer Mehrheitsströmung, die entschieden katholisch und gemäßigt konstitutionell war, gab es auch eine demokratische Strömung. Im Süden der damaligen Rheinprovinz, in Koblenz und vor allem in Trier, verstanden sich die katholischen Vereine sogar als Teil der demokratischen Bewegung.[87] Im November 1848 opponierte der politische Katholizismus gemeinsam mit Liberalen und Demokraten gegen die preußische Reaktionspolitik. Einige – allerdings wenige – katholische Vereine blieben dieser Oppositionspolitik auch im Jahre 1849 und 1850 treu. Im Dezember 1848 veränderte sich mit dem Oktroyieren einer preußischen Verfassung durch Friedrich Wilhelm IV. die politische Situation in Preußen, auch für den rheinischen Katholizismus. In dieser Verfassung vom 5. Dezember wurden die kirchlichen Forderungen weitgehend erfüllt. Die Zeitgenossen vermuteten geheime Abmachungen zwischen katholischer Kirche und preußischem Staat.[88] Dem Historiker Herbert Hömig[89] dürfte aber zuzustimmen sein, daß der preußischen Krone schon aus Eigeninteresse an einer Ruhigstellung der Katholiken gelegen war – nach dem Prinzip des „Teile und herrsche“. Dies gelang auch weitgehend. Trotz erheblicher Bedenken unterstützte die Mehrheit der katholischen Vereinsaktiven die neue Verfassung und stellte alle Bedenken gegen deren Zustandekommen in den Hintergrund.[90] Wichtig wurde für die katholischen Vereine und die katholischen Presseorgane, daß Erzbischof Geissel nun eine Eindämmung des politischen Katholizismus befürwortete. Nicht selten waren die katholischen Vereine auch in innerkirchlicher Hinsicht eigenständig und eigensinnig. Am Niederrhein und im Kölner Raum opponierten katholische Vereine mit Unterstützung einiger Kapläne gegen ihre Gemeindepfarrer. Kritik wurde auch am Kölner Erzbischof laut.[91]

Auf zwei wichtige politische Äußerungen des organisierten politischen Katholizismus soll näher eingegangen werden: die Frage des rheinischen Regionalismus und die großdeutsche Ausrichtung. Ein gewisser rheinischer Regionalismus muß als ein konstitutives Element des politischen Katholizismus betrachtet werden, der eine weitgehende Selbständigkeit und sogar Autonomie der Provinz befürwortete. Ob man bereit gewesen wäre, weiter zu gehen, in Richtung eines rheinischen Patriotismus, läßt sich heute nicht mehr feststellen. Mit großer Begeisterung wurde gerade von den katholischen Rheinländern die Wahl Erzherzog Johanns von Österreich am 29. Juni durch die Frankfurter Nationalversammlung zum Reichsverweser und damit zum nominellen Oberhaupt des zu bildenden Nationalstaats begrüßt. Die anschließenden Feierlichkeiten, die mit antipreußischen Demonstrationen verbunden waren, fanden oft auf Initiative der katholischen Vereine statt. Die katholische Koblenzer „Rhein- und Moselzeitung“ regte sogar an – unter großer Beachtung durch andere rheinische Zeitungen – die Rheinprovinz aus dem preußischen Staat herauszulösen und reichsunmittelbar zu machen.[92] Im neuen Deutsch­land sollte dem noch zu wählenden Kaiser das Rheinland sozusagen als eigenes Staatsgebiet zugewiesen werden.

Die Vorstellungen über die nationale Gestalt des neuen Deutschlands waren im Jahre 1848 lange Zeit bemerkenswert offen. Einen diffusen großdeutschen Nationalismus gab es in allen politischen Richtungen. Die Argumente für ein Großdeutschland waren auf katholischer Seite oft vor allem konfessionspolitisch, trotzdem war die großdeutsche Option national. Problematisch wurde 1848 die großdeutsche Option mit dem Sieg der Konterrevolution in Österreich. Am 28. März 1849 brachte die Frankfurter Nationalversammlung nach langen Auseinandersetzungen bekanntlich die Beratungen über die deutsche Reichsverfassung zu einem Abschluß und bot dem preußischen König die Kaiserwürde an, die Friedrich Wilhelm IV. am 28. April ablehnte.

Im Januar 1849 sprachen sich rheinische Katholikenvereine für ein Großdeutschland unter Einschluß Österreichs und eine direkte Kaiserwahl aus. Der Kölner Pius-Verein wandte sich gegen ein „zerstückeltes Deutschland“ und forderte, „Deutschlands Volk“ solle „in direkter Wahl sich selbst einen Kaiser wählen.“[93] Eine entsprechende Aachener Petition an die Frankfurter Nationalversammlung fand rund 2.600 Unterzeichner und verlangte: „Wir, Bürger der alten Kaiserstadt Aachen und der Umgebung, erklären daher unsere Willensmeinung: daß nur durch direkte und allgemeine Abstimmung des ganzen deutschen Volkes der Kaiser Deutschlands zu wählen ist und daß kein einziger der deutschen Bruderstämme von dieser Wahl ausgeschlossen werden darf, am allerwenigsten Österreich...“[94] Nachdem Friedrich Wilhelm IV. die angebotene Würde abgelehnt hatte, dankten es ihm die katholischen Aktivisten am Rhein in einer Reihe von Unterstützungsadressen.[95] Damit manövrierten sie sich allerdings im Rheinland politisch ins Abseits. Ihr Hauptmotiv war die Ablehnung eines protestantisch dominierten Kleindeutschlands. Zwar reagierte auch die Mehrheit der rheinischen Bevölkerung distanziert. Die Wahl Friedrich Wilhelms IV. zum deutschen Kaiser wurde zum Bedauern der preußischen Behörden nur „mit dumpfen Stillschweigen“ aufgenommen.[96] Aber nichtsdestoweniger schien in der Wahl Friedrich Wilhelms IV. die einzige realistische Chance zu liegen, die Reichsverfassung vielleicht doch noch gegen den Widerstand Österreichs und einer Reihe von deutschen Staaten durchsetzen zu können. Zugunsten der in Frankfurt beschlossenen Paulskirchenverfassung kam es auch im Rheinland zu einer Reihe von lokalen Widerstandsaktionen. Am 8. Mai versammelten sich 400 bis 500 Vertreter rheinischer Städte in Köln und wollten der Reichsverfassung durch „alle ... zu Gebote stehenden Mittel“ Geltung verschaffen, selbst auf die Gefahr hin, daß der „Bestand Preußens ... gefährdet“ werden könne.[97]

Auf dem rheinischen Provinzialkongreß, der auf Einladung des Kölner Pius-Vereins vom 17. bis 20. April 1849 in Köln tagte, kam es daraufhin zu dramatischen Auftritten.[98] Die unterschiedlichen Positionen innerhalb des politischen Katholizismus prallten aufeinander. Die katholischen Vereine Rheinlands und teilweise auch Westfalens sprachen sich ausdrücklich gegen ein Deutschland ohne Österreich aus. Zu mehr waren sie aber nicht bereit. Der Kölner Pius-Verein, der die rheinischen Vereine auf eine betont antipreußische und großdeutsche Politik einschwören wollte, konnte sich auf dem Kongreß nicht durchsetzen. Zur Niederlage der Kölner Katholiken trug bei, daß Vertraute des Kölner Erzbischofs auf eine Entpolitisierung drängten. So plädierte der Bonner Professor für Dogmatik, Franz Xaver Dieringer, dafür, die Pius-Vereine nicht als „po­li­ti­sche“, sondern als „kirchlich-soziale Gesellschaf­ten“ zu ver­stehen. Als po­li­ti­sche Vereine könn­ten sie allzu schnell „in eine schiefe Stel­lung“ gegenüber dem Episkopat ge­raten.[99] Ähnlich warnte der Münchener Kirchenhistoriker Ignaz Döllinger, Mitglied der Frankfurter Nationalversammlung, „vor den Gefahren“, die „aus der Vermischung kirchlicher Interessen mit bloß politischen unvermeidlich erwachsen“ würden. Die Politisierung der katholischen Vereine hielt er „für ein Unglück“.[100] Kölner De­legierte führten demgegenüber aus, die katholischen Vereine hätten sich „zu wenig mit po­li­ti­­schen Fragen befaßt und keine Grundsätze als Normen ihrer po­li­ti­schen Tätig­keiten“ aufge­stellt. Die Ka­tho­li­kenvereine würden deshalb „von den Feinden der wahren Freiheit und Ordnung ... verdächtigt“ und als „nicht volkstümlich gesinnt“ hingestellt. Die katholischen Vereine soll­ten „mit ihrer po­li­ti­schen Richtung offen heraus(...)treten“.[101] Ein anderer Delegierter wies darauf hin, daß das „Volk gegenwärtig nach politischer Freiheit“ verlange. Man „müsse ihm beweisen, daß man ein Herz für seine Freiheit habe“. Überall, wo die Pius-Vereine „rein politische“ Fragen von ihrer Wirksamkeit ausgeschlossen hatten, seien „deren Mitglieder größtenteils zugleich in die demokratischen oder konstitutionellen Vereine“ eingetreten. In den Wahlen hätten die Katholiken dementsprechend eine Niederlage erlitten. Die Zeit der Unentschie­den­heit sollte beendet werden: „Wer heutigen Tages nicht mitteile, der werde totgeteilt.“[102] Ein weiterer Delegierter führte schließlich aus, daß gegenüber der „Partei des absoluten Polizeistaates“, der „Partei des Umsturzes“ und der „Partei der Scheinliberalen“ die Katholiken sich bisher wie „zerstreute Schafe“ benommen hätten. In dieser „Schmach“ wollte er sich nicht mehr „hinschleppen“.[103]

Der politische Katholizismus hatte sich im Laufe der Revolutionsjahre 1848/49 von einer Honoratiorenveranstaltung zu einer politischen Bewegung gewandelt, die sich auf eine eigene Presse stützen konnte und von Mitgliederorganisationen getragen wurde. In der gesamten Rheinprovinz dürften sich in den Jahren 1848/49 etwas mehr als 50 katholische Pius-Vereine gebildet haben.[104] Geistliche spielten in den rheinischen Pius-Vereinen eine ungleich geringere Rolle als in Katholikenvereinen, die sich in anderen deutschen Regionen gebildet hatten. Das Bild der rheinischen Vereine bestimmten in der Öffentlichkeit Gebildete, Juristen und Lehrer, aber auch eingesessene Kaufleute und Handwerker. Trotzdem arbeiteten in allen rheinischen Vereinen eine Reihe von Pfarrgeistlichen mit. Die Mitglieder der katholischen Vereine rekrutierten sich in der Regel aus den handwerklichen und mittelbürgerlichen Schichten. In Aachen, Köln und Trier dürften sich in den Pius-Vereinen rund fünf Prozent der erwachsenen Männer organisiert haben, in Krefeld, Düsseldorf und Bonn waren es nur drei Prozent. Demgegenüber konnten die Demokraten in ihren ‘Hochburgen’ Düsseldorf, Köln, Mainz und Trier 20 bis 30 Prozent der Männer mobilisieren. Einen ähnlich hohen Organisationsgrad konnten die Katholiken nur in Neuss, in Süchteln sowie in Burtscheid – heute ein Stadtteil Aachens – erreichen. Je unterentwickelter das demokra­tische und auch das liberal-kon­sti­tu­tionelle Vereinswesen 1848/49 war, de­sto größere Bedeutung konnten die ka­tho­li­schen Vereine er­ringen.[105]

Die Unterzeichnung von ka­tho­li­schen Petitio­nen wie die Mit­gliedschaft und Mitarbeit in Vereinen blieb auf erwachsene Männer beschränkt. Nur der Mainzer Pius-Verein sah sich mit der Forderung konfron­tiert, auch Frauen aufzunehmen, was er jedoch ablehnte. Die Begründung war: Es entspreche „dem Charak­ter und dem Be­rufe des Frauenge­schlechtes“ nicht, „an dem öf­fentlichen Leben ... teilzu­nehmen.“ Man wollte nicht dem Beispiel der Mainzer Demokra­ten folgen und die Frauen „ins Getriebe der po­li­ti­schen Be­wegung“ hineinzie­hen. Katholische Frauen sollten „ihren Wir­kungskreis im Schoße der Familien“ su­chen.[106] Die katholische Vereinsbewegung von 1848 war nicht zuletzt „schroff konfessionell“. Nur im Kölner Pius-Verein wünschte eine kleine Minderheit die Aufnahme von Angehörigen anderer Konfessionen. Die Kölner Vereinsmehr­heit befürchtete, daß durch die „Aufnahme von Aka­tholiken ... der Indif­ferentis­mus“ Nahrung finden würde und der Verein sogar von Pro­testan­ten majorisiert werden könne.[107] Andere katholische Vereine am Rhein scheinen sich diese Frage überhaupt nicht gestellt zu haben. Der Gegensatz zwischen Protestanten und Katholiken war zu stark, um bei einer religiösen Politisierung überbrückt werden zu können.

Trotz einer relativ breiten Unterstützung oder zumindest Duldung der kirchen­politischen Forderungen durch die rheinische Bevölkerung konnte der politische Katholizismus nicht beanspruchen, alle Katholiken zu vertreten. In diesem Sinne gelang es ihm nicht, sich als katholische Partei zu etablieren zwischen Demokraten und Liberalen, sozusagen als politische Mittelpartei mit starken konfessionellen Bindungskräften. Obwohl der politische Katholizismus bereits ein beachtliches Organisationsnetz aufbaute, trennten ihn markante Unterschiede von seinem Nachfolger im Kaiserreich.

Zusammenfassung

Die eingangs erwähnten „Gerüchte von Haft und Flucht der [preußischen] Bischöfe“ im November 1849 hatten sich im Gefolge einer Choleraepidemie verbreitet, die im Spätsommer und Frühherbst Zehntausende von Todesopfern gefordert hatte. Die Krankheit war durch umfangreiche preußische Truppenbewegungen zur Niederschlagung des badisch-pfälzischen Aufstandes ausgebrochen und hatte uner­bitt­lich grausam die Gesellschaft ergriffen. Die Seuche schien die Menschen an das Jüngste Gericht erinnern zu wollen. Unmittelbarer Auslöser für die Gerüchte dürften kirchenpolitische Auseinandersetzungen gewesen, die sich im Zusammenhang mit den Beratungen zur Revision der oktroyierten preußischen Verfassung öffentlichkeitswirksam verschärft hatten.[108] In Trier und Münster war es darüber hinaus zu konkreten Streitfällen zwischen Kirche und Staat bei der Besetzung einiger Religionslehrerstellen gekommen.[109] In einer „Denkschrift“ hatten bereits im August die preußischen Bischöfe gefordert, daß die Rechte der Kirche, insbesondere ihr Anspruch auf Einfluß in Unterricht und Schule, mehr Berücksichtigung finden sollten.

Die Politisierung der konfessionellen Gegensätze, wie sie im November 1849 in den Gerüchten zum Ausdruck kam, hatte im Rheinland lange vor 1848 eingesetzt und verstärkte sich 1848 noch, ohne daß dies allerdings allein dem politischen Katholizismus zugute gekommen wäre. Seit Herbst 1848 war es vor allem den Demokraten gelungen, die rheinische Stadt- und Landbevölkerung gegen die preußische Reaktionspolitik zu mobilisieren. Auch konfessionspolitische Argumente wurden dabei immer wieder bemüht. In den preußischen Parlamentswahlen im Januar und Februar 1849 errangen die rheinischen Demokraten einen überzeugenden Wahlsieg. Dem politischen Katholizismus fiel es demgegenüber immer schwerer, selbst in kirchenpolitischen Fragen, geschweige denn in darüber hinausgehenden, größere Bevölkerungskreise zu bewegen. Weder im Zusammenhang mit den Wahlen für das Erfurter Unionsparlament gelang es den katholischen Vereinen im Rheinland in größerem Umfang großdeutsche Wahlvereine ins Leben zu rufen[110], noch konnten sie auf die Beratungen zur Revision der oktroyierten preußischen Verfassung im Oktober und November 1849 nachhaltigen Einfluß ausüben. In den 1850er Jahren versanken die Pius-Vereine rasch in der Bedeutungslosigkeit. Obwohl Friedrich Wilhelm IV. gegen­über den katholischen Vereinen eine „mildere Anwendung“ der preußischen Vereinsgesetze[111] billigte, zeigte die staatliche Repressionspolitik zusammen mit den amtskirchlichen Entpolitisierungsbemühun­gen schnell Wir­kung. Als sich 1850 die Vor­stände der rheinisch-west­fä­li­schen Pius-Vereine versammelten, beschickten von 57 no­minell noch existierenden Vereinen nur vierzehn das Treffen.[112] Ein großer Teil der rheinischen Pius-Vereine stellte spätestens in der Mitte der 1850er Jahre ihre Versammlungen und Tätigkeiten ein. Auch die katholischen Zeitungen mußten meist bereits 1849/50 aufgrund der verschärften Zensur- und Pressegesetze aufgeben. Die Rheinische Volkshalle konnte sich – unter dem Titel Deutsche Volkshalle und ausgestattet mit österreichischen Geldzuweisungen – immerhin bis 1855 halten.[113] Der soziale Katholizismus wurde zum vordringlichen Betätigungsfeld der katholischen Aktivisten von 1848/49.

1848 hatte sich eine Fundamentalpolitisierung vollzogen, die viele Menschen zu Teilhabern des politischen Prozesses machte und eine politische Öffentlichkeit entstehen ließ. Auch der organisierte politische Katholizismus war Teil dieser Politisierung. Gerade am Rhein verstand sich die katholische Bewegung nicht nur als kirchliche Interessenvertretung, sondern auch als katholisch-politische Parteibewegung. Als solche wollten sich die Katholiken zwischen Demokraten und Liberalen profilieren, was ihnen jedoch nur in eingeschränktem Maße gelang. Verantwortlich dafür waren innere Gründe. Nichtsdestoweniger trugen auch die katholischen Vereine und die katholische Presse dazu bei, den lokalen Lebenswelten die großen und kleinen politischen Ereignisse zu vermitteln. In Ansätzen stellten die katholischen Vereine Parteien dar. Sie wiesen eine breite Mitgliedschaft auf, die auf einer Satzung beruhend organisiert war. Sie wirkten als Informationszentralen und als Multiplikatoren politischer Ideen, mobilisierten breite Bevölkerungsgruppen für politische Forderungen und nahmen politische Bildungsaufgaben in einem recht umfassenden Sinne wahr. Die Vereine stellten aber auch enge Verbindungen zu katholischen Abgeordneten in Berlin und Frankfurt her. Damit muß der politische Katholizismus in der Revolution von 1848 als Teil der bürgerlichen Verfassungs- und Nationalbewegung betrachtet werden, die die neuere Revolutionsforschung als „in­sti­tu­tio­nelle“ im Unterschied zur „spontanen Revolution“ bezeichnet. Die „spontane Revolution“, die zahlreichen sozialen, kommunalen, wirtschaftlichen und die – viel zu wenig beachteten – religiösen Bewegungen und Unruhen, gaben der Revolution von 1848 Schubkraft und Dynamik.[114] Im Rheinland waren die Katholiken – und in stärkerem Maße die Demokraten – in der Lage Brücken zwischen institutioneller und spontaner Revolution, zwischen verfassungspolitischer Revolution und sozialen Bewegungen zu bauen.

Die Freiheitsvorstellungen der rheinischen Katholiken erschienen den zeitgenössischen Liberalen als Anachronismus. Aufmerksam geworden auf die blinden Flecken des Liberalismus – nicht nur im sozialen Bereich – liegt heute vielleicht eine etwas positivere Würdigung nahe: Die korporative Freiheitsvorstellung der Katholiken führte zu Einschränkungen des Zentralstaates und zur Stärkung gesellschaftlicher Eigensphären. Bereits 1847 hatte Peter Reichensperger, katholischer Politiker und Jurist, 1848 im Berliner Parlament Führer der konstitutionellen Rechte, eine ausgefeilte theoretische Begrün­dung geliefert. Der liberalen Freiheitsidee hatte er die Vorstellung eines korporativen Föderalismus entgegengestellt. Die größte Gefahr sah er im „omnipotenten Staat“. Autonome Rechtssubjekte, Vereine, Gesellschaften und Assoziationen, sollten deshalb „die Grundlage des freien Staatswesens“ bilden. Denn sie konnten seiner Meinung nach am ehesten „starke Widerstandspunkte gegen die Staatsomnipotenz“ darstellen.[115] Innerhalb der hierarchischen katholischen Kirche standen die liberalen Tugenden nicht immer hoch im Kurs. 1848 begann aber auch der Katholizismus den Weg zur Akzeptanz parlamentarisch-liberaler Werte zu beschreiten.


1Für freundliche Hinweise danke ich Dr. Bärbel Holtz, Berlin, Steffi Hummel, Jena, Mathias Lawo, Berlin, Georg Mölich, Köln, und Dr. Guido Müller, Tübingen.

2Geheimes Staatsarchiv Preußischer Kulturbesitz [= GStA PK], Berlin, Rep. 77 Tit. 505 Nr. 1 Bd. 2, Bl. 231ff.

3Trier’sches Volksblatt 227, 23.12.1849.

4Jahreszeiten 1849, 28.11.1849, Sp. 1565 1566, „Köln, den 28. November“. Vgl. Jürgen Herres: Köln 1848-1850 in Augenzeugenberichten. Die Korrespondenzen des Lehrers Alexander Günther in der Hamburger Modezeitung „Jahreszeiten“, in: Geschichte in Köln Heft 44, 1998, S. 71-137, hier S. 125f.

5Bonner Wochenblatt 263, 11.11.1849. (Nachdruck einer Meldung der Kölnischen Zeitung vom 9.11.1849.)

6W.H. Riehl: Land und Leute, Stuttgart 1861, 5. Aufl., S. 401f. Vgl. Jasper von Altenbockum: Wilhelm Heinrich Riehl, 1823-1897, Köln usw. 1994.

7Vgl. Will-Erich Peuckert, Art. Lehninsche Weissagung, in: Handwörterbuch des deutschen Aberglaubens, hg. v. E. Hoffmann-Krayer u. Hanns Bächtold-Stäubli, Bd. V, Berlin u. Leipzig 1938, Sp. 1019-1023. Arthur Hübscher: Die grosse Weissagung. Texte, Geschichte und Deutung der Prophezeiungen von den Biblischen Propheten bis auf unsere Zeit, Utrecht 1952, S. 41ff. u. 182ff. Zur propagandistischen Instrumentalisierung 1848/49 siehe Stefan J. Dietrich: Christentum und Revolution. Die christlichen Kirchen in Württemberg 1848-1852, Paderborn usw. 1996, S. 125ff. Historisch-Politische Blätter für das katholische Deutschland 18, 1846, S. 257-271; 25, 1850, S. 272-285. In einer Buchhändleranzeige im Trier’schen Volksblatt 27, 1848, hieß es beispielsweise: „In der Schillinger’schen Buchdruckerei ist soeben erschienen ... Die enthüllte Zukunft Deutschlands. Sammlung der merkwürdigsten Prophezeiungen auf die Ereignisse unserer Zeit. Nebst Aussprüchen berühmter Männer über unsere Zukunft, u.a. des Bruders Herrmann von Lehnin über das preuß. Regentenhaus vom Jahre 1272 bis auf den jetzigen König.“ Ausdrücklich fand sich also auch hier eine Anspielung auf Friedrich Wilhelm IV.

8Joh. Adam Boost: Die Geschichte und die Propheten – die wahren Schlüssel zu den Pforten der Zukunft. Eines Janus warnende Stimme in unseren zu kirchlichen und politischen Revolutionen so sehr geneigten Zeiten, 2. Aufl., Augsburg 1847, S. 140ff., hier S. 142 u. 144. Vgl. Das Buch der Wahr- und Weissagungen. Zusammenstellung aller wichtigen Prophezeiungen der Vergangenheit und Gegenwart nebst dem Ablaßgebete Pius IX., Regensburg 1849.

9Boost, Die Geschichte und die Propheten, S. 99f.

10Vgl. Will-Erich Peuckert, Art. Weissager, in: Handwörterbuch des deutschen Aberglaubens, Bd. IX, 1938, Sp. 358-387, hier Sp. 383ff. Hübscher, Die grosse Weissagung, S. 55ff. (Text) u. 182ff.

11Vgl. Aachener Anzeiger 15, 18.6.1848, „Ein Blick in die Zukunft“. Der Katholik, Mainz, 99, 19.8.1849, „Der Kölner Dom und die Prophezeiungen“, darin heißt es: „So lassen diese volksthümlichen Weissagungen noch trübe, jammervolle Zeiten an dem deutschen Riesendome vorüberfließen... sie sehen ‘glühende Kugeln über die Stadt fahren und deren südliche Hälfte bis zur Hochpforte in Flammen’, aber der Dom bleibt verschont, ‘die glühenden Kugeln fliegen über den Dom, ohne zu zünden.’ Andere Stimmen lassen fremde Völker aus dem fernen Osten (Türken) bis nach Köln vordringen; diese werden sogar ‘im Dome ihre Pferde anbinden’ und ein ‘großes Blutbad’ unter den Bewohnern anrichten, aber im offenen Felde bei Köln werden sie von einer ‘alten Frau’ geschlagen. Nach diesen und ähnlichen Drangsalen werden gute Zeiten folgen... Alsdann wird dem deutschen Dome eine hohe Ehre zugedacht: der Papst, aus seinem Lande flüchtig, ‘wird in Köln einige Zeit residiren’. Die Religion wird wieder in altem Glanze aufblühen und Köln seine frühere Herrlichkeit wiedergewinnen.“

12Vgl. Will-Erich Peuckert, Weissager, Sp. 358-387. Ders.: Die grosse Wende. Das apokalyptische Saeculum und Luther, 2 Bde. Darmstadt 1966, S. 157ff. Hübscher, Die grosse Weissagung, S. 182ff.

13Zit. n. Peuckert, Weissager, Sp. 362.

14Vgl. Jean-Noël Kapferer: Gerüchte. Das älteste Massenmedium der Welt, Leipzig 1996 (frz. Original Paris 1987/1995).

15So steigerte beispielsweise das Gerücht, „der Prinz von Preußen sei erschossen und halb Berlin stehe in Brand“, die politische Aufregung am 19. und 20. März in Köln und verschaffte den Kundgebungen und Volksversammlungen zusätzlich Zulauf. Vgl. Frankfurter Journal 83, 23.3.1848, Köln, 20. März. – Corresp.

16In der älteren Volkskunde war der Zusammenhang allerdings bekannt. So zählte Will-Erich Peuckert in den 1930er Jahren die Revolution von 1848 zu den Geschichtsperioden, die – wie die Französische Revolution und der Deutsch-Französische Krieg – eine Flut von Weissagungen hervorriefen. Vgl. Will-Erich Peuckert, Weissager, Sp. 360. Zur besser erforschten Entwicklung in Frankreich siehe u.a. Thomas A. Kselman: Miracles and Prophecies in Nineteenth-Century France, New Brunswick/New Jersey 1983, v.a. S. 60ff.

17Riehl, Land und Leute, S. 409. Die radikalen Republikaner Gustav Struve und Karl Heinzen hatten 1848 u.a. eine gemeinsame Broschüre „Plan zur Revolutionierung und Republikanisierung Deutschlands“ veröffentlicht.

18Ebd. S. 405 u. 408.

19Ebd. S. 407.

20Vgl. Jürgen Herres: Städtische Gesellschaft und katholische Vereine im Rheinland, 1840-1870, Essen 1996, S. 383f.

21Vgl. Jonathan Sperber: Rhineland Radicals. The democratic Movement and the Revolution of 1848-1849, Princeton 1991, S. 43ff. u. 78ff.

22Ekkehard Krumme (Bearb.): Eine Winninger Chronik. Aufgezeichnet von Karl Sünner, in: Winninger Hefte 1, 1985, S. 27-52.

23Vgl. Jürgen Herres: Das ‘Kölner Ereignis’, in: Georg Mölich (Hg.): Kölner Ereignisse, Köln 1999 [im Druck]. Eduard Hegel: Das Erz­bistum Köln zwischen der Re­stauration des 19. Jahrhunderts und der Restauration des 20. Jahrhunderts, 1815-1962 (Geschichte des Erz­bistums Köln, Bd. 5), Köln 1987. Friedrich Keinemann: Das Kölner Ereignis. Sein Widerhall in der Rheinprovinz und in Westfalen, 2 Bde., Münster 1974. Rudolf Lill: Die Beilegung der Kölner Wirren 1840-1842, Düsseldorf 1962. Kölner Erzbischöfe im Konflikt mit dem preußischen Staat. Gedenkausstellung des Historischen Archivs des Erzbistums Köln. Begleitheft, Köln 1995.

24Vgl. Wolfgang Schieder: Kirche und Revolution. Sozialgeschichtliche Aspekte der Trierer Wall­fahrt von 1844, in: Archiv für Sozialgeschichte 14, 1974, S. 419-454, (erweiterte Neuauflage Vierow bei Greifswald 1996). Rudolf Lill: Kirche und Revo­lu­tion. Zu den Anfängen der katholischen Bewegung im Jahrzehnt vor 1848, in: ebd. 18, 1978, S. 565-575. Zum Deutschkatholizismus siehe Sylvia Paletschek: Frauen und Dissens. Frauen im Deutschka­tholizismus und in den freien Gemeinden 1841-1852, Göttingen 1990. Andreas Hol­zem: Kirchenreform und Sektenstiftung. Deutschkatholiken, Reformkatholiken und Ultramontane am Oberrhein (1844-1866), Paderborn 1994, S. 35ff. Alexander Stollenwerk: Der Deutsch­ka­tho­lizismus in den preußischen Rheinlanden, Mainz 1971.

25Vgl. Wolfgang Hardtwig: Die Kirchen in der Revolution 1848/49. Religiös-politische Mobilisierung und Parteienbildung, in: ders. (Hg.): Revolution in Deutschland und Europa 1848/49, Göttingen 1998, S. 79-108. Jonathan Sperber: Popular Catholicism in Nineteenth-Century Germany, Princeton 1984. Ders., Rhineland Radicals, 1991. Und jüngst ders.: Kirchen, Gläubige und Religionspolitik in der Revolution von 1848, in: Dieter Dowe, Heinz-Gerhard Haupt, Dieter Langewiesche (Hg.): Europa 1848. Revolution und Reform, Bonn 1998, S. 933-960. Dominik Burkard: 1848 als Geburtsstunde des deutschen Katholizismus? Unzeitgemäße Bemerkungen zur Erforschung des „Katholischen Vereinswesens“, in: Saeculum, Jahrbuch für Universalgeschichte, 49, 1998, S. 61-106. Siehe ferner den Bd. 62, 1993, der Zeitschrift für bayerische Kirchengeschichte, mit u.a. den Beiträgen von Wolfram Siemann: Die evangelischen Kirchen und ihre Stellung zur Revolution von 1848/49, S. 3-16, Martin Greschat: Die Kirchen im Revolutionsjahr 1848/49, S. 17-35, Jörg van Norden: Der Rheinisch-Westfälische Protestantismus und die Revolution 1848, S. 67-97.

26Vgl. Dieter Langewiesche: Kommentar, in: Hans-Werner Hahn u. Werner Greiling (Hg.): Die Revolution von 1848/49 in Thüringen, Rudolstadt u. Jena 1998, S. 587-600, hier S. 593ff.

27So griff Ferdinand Freiligrath, 1848 radikaler Republikaner und Redakteur der Neuen Rheinischen Zeitung, in seinem Gedicht „Am Birkenbaum“ sogar die alten Sagen von einer letzten Schlacht auf. Bei ihm kämpften allerdings die „Freien“ aus dem Westen gegen die „Sklaven aus Osten“: „Das ist die letzte Schlacht, / Die der Osten gegen den Westen wagt / Um den Sieg und um die Macht!“ An dem Sieg des Volkes über die Tyrannei ließ er keinen Zweifel. Ferdinand Freiligraths Werke in neun Bänden, hg. von Schmidt-Weißenfels, Bd. 4, Berlin u. Leipzig o.J., S. 59-64.

28Erwähnt seien hier beispielsweise die ‘Friedensprozessionen’, zu der die katholische Kirche die rheinische Stadt- und Landbevölkerung im April und Mai 1848 ohne große Mühe mobilisieren konnte. Vgl. Trier’sche Zeitung 128, 7.5.1848, **Köln, 4. Mai. Dort heißt es in einer Korrespondenz aus Köln: „Seit beinahe 14 Tagen haben wir jetzt jeden Abend das Schauspiel von Prozessionen, die, fast 1.000 Menschen stark, meist Frauen und Greise, unsere Stadt nach Anbruch der Dunkelheit bis Mitternacht durchziehen und den Zweck haben, ‘den lieben Frieden’ von Gott zu erbitten.“ Daneben gab es aber auch von der Amtskirche nicht beeinflußte Demonstrationen. Nachdem es im April und Mai 1848 in Köln-St. Ursula und in Essern bei Köln zu Marien-Erscheinungen gekommen war, fanden umfangreiche Prozessionen zu den jeweiligen Erscheinungsorten statt. Als Lithographien von der Mutter-Gottes-Erscheinung in Essern verbreitet wurden, kam es in Aachen und in Köln zu Unruhen, in deren Verlauf Bilderhändlern die Fensterscheiben eingeschlagen wurden. Die Lithographien waren als Verspottung der Religion empfunden worden, weil Maria darauf angeblich mit „Teufelsklauen“ abgebildet schien. Vgl. Frankfurter Journal 158 u. 159, 8. u. 9.6.1848. Allgemeine Zeitung, Augsburg, 132, 11.5.1848. Sperber, Rhineland Radicals, S. 178.

29Vgl. Herres, Städtische Gesellschaft und katholische Vereine, S. 13ff., v.a. S. 16 Anm. 48. Karl-Egon Löne: Politi­scher Katholizismus im 19. und 20. Jahrhundert, Frankfurt/M. 1986. Hürten: Kurze Geschichte des deutschen Katholizismus 1800-1960, Mainz 1986.

30Vgl. Clemens Rehm: Die katholische Kirche in der Erzdiözese Freiburg während der Revolution 1848/49, Freiburg 1987. Winfried Halder: Katholische Vereine in Baden und Württemberg 1848-1914, Paderborn 1995, S. 27ff.

31Vgl. Valmar Cramer: Die katholische Bewegung im Vormärz und im Revolutions­jahr 1848/49, in: Ludwig Lenhart (Hg.): Idee, Gestalt und Gestalter des ersten deut­­schen Katholikentages in Mainz 1848, Mainz 1948, S. 21-63. Franz Schnabel: Der Zusammen­schluß des politi­schen Katholizis­mus in Deutschland im Jahre 1848, Heidel­berg 1910. Johannes B. Kißling: Ge­schichte der deut­schen Ka­tholikentage, 2 Bde, Münster 1920/22. Rudolf Lill: Die An­fänge der ka­tholischen Be­wegung in Deutschland, in: Handbuch der Kirchenge­schichte, Bd. 6/1, S. 259-271.

32[Lorenz von Stein]: Die kirchlich-religiöse Bewegung der Gegenwart. Zweiter Abschnitt: Die Bewegung in der römisch-katholischen Kirche, in: Die Gegenwart. Eine encyclopädische Darstellung der neuesten Zeitgeschichte, Bd. 8, Leipzig 1853, S. 661ff., hier S. 701. Zur Autorschaft Steins vgl. Herbert K.P. Krause: Die Gegenwart... Eine Untersuchung über den deutschen Liberalismus Phil. Diss. Berlin 1935. Otmar Seemann (Hg.): Enzyklopädische Information im 19. Jahrhundert. Gesamtindex „Zeitgenossen“ – „Die Gegenwart“ – „Unsere Zeit“, München usw. 1995, S. 11. Siehe auch Heinrich von Sybel: Die politischen Parteien der Rheinprovinz in ihrem Verhältnis zur preußischen Verfassung, Düsseldorf 1847.

33Riehl, Land und Leute, S. 412. „Während sich im ersten Ansturm der Revolution sonst kaum die dunkeln Spuren einer Parteibildung kundgaben, tauchte die katholisch kirchliche Partei plötzlich festgeschlossen und mit klaren Zielen aus dem politischen Strudel empor. Man beachtete es dazumal wenig, aber es war eines der bedeutendsten Zeichen der Zeit, daß schon in den Märztagen 1848 katholische Vereine – auch sie schienen über Nacht aus der Erde gewachsen – Wahlmanifeste für die bevorstehenden Reichstagswahlen mit ausdrücklicher Betonung des kirchlichen Interesses erließen... Man ging dabei sehr klug zu Werke. Die Vereine gaben sich etwa den Titel ‘Für religiöse Freiheit’ und dergleichen.“ Ebd. S. 414

34Vgl. Dietrich, Christentum und Revolution, S. 24, 34ff., 42 u. 326ff. So schrieb August Reichensperger beispielsweise am 14.3.1848 an Steinle, daß „möglicherweise das große Imbroglio [Verwirrung] der Kirche und dem Christentum Vorschub leisten könne, indem einestheils der Polizeistaat auf die Dauer der bedenklichste Vormund beider ist und anderntheils das Christentum allein noch einen innern Halt darbietet, wenn alle anderen Stützen wanken und weichen.“ Zit. n. Ludwig Pastor: August Reichensperger 1808-1895, 2 Bde., Freiburg i.Br. 1899, Bd. 1, S. 231.

35Neue Rheinische Zeitung 164, 9.12.1848, +Köln, 8.12.

36Vgl. Sperber, Kirchen, Gläubige, Religionspolitik, S. 959.

37Historisches Archiv des Erzbistums Köln [= HAEK] Gva Dekanatsakten Düsseldorf 42. Vgl. auch Der Katholik 52, 30.4.1848, † Düsseldorf, 26. April (Corresp.). Darin heißt es: „Dr. Binterim, welcher überhaupt die neue Ära mit Enthusiasmus begrüßt ..., hat sich bei Bildung eines Wahlcomités ... sehr thätig gezeigt... Seine Erlebnisse unter einem parteiischen Willkührregimente geben ihm besonders alle Veranlassung der neuerwachten Hoffnungen froh zu werden.“ Siehe auch Dietmar Niemann: Die Revolution von 1848/49 in Düsseldorf, Düsseldorf 1993, S. 102ff. Ders.: Düsseldorf während der Revolution von 1848/49. Doku­mente, Erläuterungen, Darstellung, Münster 1983.

38Vgl. Heinrich Schrörs: Kirch­liche Bewegungen unter dem kölnischen Klerus im Jahre 1848, in: Annalen des Historischen Vereins für den Niederrhein 105, 1921, S. 1-74 (Teil 1), u. 106, 1922, S. 57-95 (Teil 2).

39Vgl. Konrad Repgen: Märzbewegung und Maiwahlen des Revolutionsjahres 1848 im Rheinland, Bonn 1955, S. 102ff. Heinrich Best: Die Vertretung der nördlichen Rheinlande in der Frankfurter Nationalversammlung, in: Petitionen und Barrikaden. Rheinische Revolutionen 1848/49, Münster 1998, S. 120-125. Ders.: Die Männer von Bildung und Besitz. Struktur und Handeln parlamentarischer Führungsgruppen in Deutschland und Frankreich 1848/49, Düsseldorf 1990.

40Rheinische Briefe und Akten zur Geschichte der politischen Bewegung 1830-1850 [= RBA]; Bde. I und II/1, hg. von Joseph Hansen, Essen 1919 u. Bonn 1942 (Ndr. Düsseldorf 1997 bzw. Köln-Bonn 1976); Bd. III/2 u. III, bearb. v. Heinz Boberach, Köln/Bonn 1976 bzw. 1998, hier Bd. II/2, S.117. Vgl. Repgen, Märzbewegung, S. 212f., 218f., 239ff. Zu Stedmann siehe auch Barbara Schubert: Karl Stedman (1804-1878). Kindheit, Jugend und die Zeit seines politischen Wirkens, München 1985, S.132-135.

41Zit. n. RBA Bd. II/2, S.114f.

42Nichtsdestoweniger fand in gewisser Weise auch von katholischer Seite ein organisierter Wahlkampf statt. So berichtete das Kölner katholische Wahlkomitee am 30. April, daß es sich „in allen Kreisen durch die ins Leben getretenen Bezirkskomitees der kräftigsten Unterstützung erfreut“ habe. RBA II/2, S. 101.

43Allgemeine Zeitung, Augsburg, 128, 7.5.1848 „Köln, 3. Mai“.

44Vgl. Rudolf Schlögl: Glaube und Religion in der Säkulari­sie­rung. Die Katholische Stadt – Köln, Aachen, Münster – 1700-1840, München 1995. Thomas Mergel: Zwischen Klasse und Konfession. Katholisches Bürgertum im Rheinland 1794-1914, Göttingen 1994. Jonathan Sperber: Popular Catholicism in Nineteenth-Century Germany, Princeton 1984.

45Konrad Repgen: Klerus und Politik 1848. Die Kölner Geistli­chen im politischen Leben des Revolutionsjahres. Als Beitrag zu einer „Parteigeschichte von unten“, in: Aus Ge­schichte und Landeskunde, Festschrift für Franz Steinbach, Bonn 1960, S. 131-165.

46Vgl. Jörg-Detlef Kühne: Die Reichsverfassung der Paulskirche. Vorbild und Verwirklichung im späteren deutschen Rechtsleben, Frankfurt/Main 1985, S. 488ff.

47RBA II/2, S. 243-246, hier S. 246. Vgl. ferner ebd. S. 233 u. 256f. In einer Petition aus Ottweiler, die mehr als 1.200 Unterzeichner fand, hieß es: „Wir wünschen ... außer dem Schutz der provinziellen Eigentümlichkeiten und Interessen durch eine besondere Verwaltung und außer freier Munizipalverfassung vor allem: Unabhängigkeit der Kirche vom Staate mit vollkommener Garantie ihrer Rechte.“ Ebd. S. 233.

48Vgl. Dieter Langewiesche: Revolution in Deutschland. Verfassungsstaat – Nationalstaat – Gesellschaftsreform, in: Dowe/Haupt, Langewiesche, Europa 1848, S. 167-195, hier S. 173.

49Der Katholik, Mainz, 49, 23.4.1848, Bonn, am heiligen Ostertage (Corresp.), S. 200.

50Bistumsarchiv Trier B III 14,6 Bd. 3. Im Protokollbuch des Trierer Vereins heißt es unter dem 24.3.1848, daß der Vorstand die Frage debattiert habe, „ob es nicht zeitgemäß und dringend sei, ... zur Gründung einer großen politischen Zeitung durch den [Gesamt-]Verein“ zu schreiten. August Reichensperger, dem immer ein großer Anteil an diesem Beschluß zugeschrieben wird, war jedenfalls nicht anwesend. Vgl. Repgen, Märzbewegung, S. 185. Siehe auch Karl Bachem: Josef Bachem. Seine Familie und die Firma J. P. Bachem in Köln, 3 Bde., Köln 1912-1938, hier Bd. 2, S. 9.

51Vgl. Herres, Städtische Gesellschaft und katholische Vereine, S. 147ff. Wilhelm Spael: Das Buch im Geisteskampf. 100 Jahre Borromäusverein, Bonn 1950, S. 25ff. Hein­rich Josef Linn: Ultramontanismus in Köln. Dom­­kapi­tu­lar Baudri an der Seite Erzbischof Geissels während des Vormärz, Siegburg 1987, S. 194ff. Pastor, August Reichensperger, Bd. 2, S. 291ff. Christoph Weber: Kirchengeschichte, Zensur und Selbstzensur, Köln-Wien 1984, S. 8ff.

52Auch bei den Teilnehmern der Versammlung am 11. April handelte es sich einerseits um Anhänger des Bonner Theologen Georg Hermes sowie andererseits um kämpferische Ultramontane. So war auch der Neusser Privatgeistliche Benedikt Schmeddinck anwesend. Schmeddinck, ein Protégé des Düsseldorfer Pfarrers Binterim, verwickelte sich 1848 mit dem Kölner Erzbischof in einen Konflikt, der auch öffentlich ausgetragen wurde. Vgl. Herres, Städtische Gesellschaft und katholische Vereine, S. 264, 278 u. 315ff.

53Vgl. Repgen, Märzbewegung, S. 104. Im Zusammenhang mit staatlichen Vorstößen zur Reform des preußischen Strafrechts hatten am 24.2.1848 Kölner Laien Erzbischof Geissel Unterstützung angeboten. Noch am 7.3.1848 versicherte er ihnen in seiner Antwort, „daß die ... Bischöfe in Verbindung mit“ ihm „bereits gethan haben, ... was unsere Pflicht zu thun gebietet.“ HAEK CR 16.7, 1.

54Fanny Lewald: Erinnerungen aus dem Jahre 1848, 2 Bde., Braunschweig 1850, hier Bd. 1, S. 30-37.

55Der Katholik, 49, 23.4.1848, Bonn, am heiligen Ostertage (Corresp.), S. 200. Darin heißt es: „In dieser zahlreichen, ... die verschiedensten Gegenden der Rheinprovinz vertretenden Versammlung sprach sich nicht blos ein warmer, kirchlicher Sinn ..., sondern auch ein so richtiger, politisch klarer Blick in die Zeitverhältnisse und die Stellung der Kirche zu denselben aus, daß jeder das Bewußtsein und die angenehme Überzeugung mit nach hause nahm, wie auch die Kirche aller Orten nicht blos treue, sondern auch geschickte und zeitkundige Vertreter finde... seine [Erzbischof Geissel] ... mit Feuer und Klarheit gesprochenen Worte über die nunmehrige Aufgabe der Kirche und ihrer Gläubigen machten sichtbaren Eindrucke.“

56Kopien der Originalunterlagen stellte mir freundlicher Weise Herr Rolf Pitsch, Direktor des Borromäusvereins e.V., Bonn, zur Verfügung. Vgl. auch Bachem, Bachem, Bd. 2, S. 457-461.

57Zit. n. Heinrich Schrörs: Hermesianische Pfar­rer, in: Annalen des Historischen Vereins für den Niederrhein 103, 1919, S. 76-183, hier S. 170f.

58Vgl. Repgen, Märzbewegung, S. 185ff. RBA II/2, S. 50ff.

59RBA II/2, S. 113.

60Ebd. S. 239.

61Ebd. S. 255. Vgl. ähnlich Erzbischof Geissel am 20.6.1848 gegenüber seinem Generalvikar, ebd. S. 259-262, v.a. S. 260f.

62Ebd. S. 52.

63Vgl. Frank Thomas Hoefer: Der „Strukturwandel der Öffentlichkeit“ im Spiegel der politisch-polizeilichen Untersuchungen Metternichs, in: Helmut Rumpler (Hg.): Deutscher Bund und deutsche Frage 1815-1866, München 1990, S. 74-93.

64Vgl. Rudolf Pesch: Die kirchlich-politische Presse der Katholiken in der Rheinprovinz vor 1848, Mainz 1966, S. 13ff. Bernhard Schneider: Katholiken auf die Barrikaden? Europäische Revolutionen und deutsche katholische Presse 1815-1848, Paderborn usw. 1998, S. 44ff.

65GStA PK Rep. 77 Tit. II Spec. Lit. C Nr. 49.

66Ebd. Lit N Nr. 50.

67Ebd. Lit. C Nr. 58.

68Historisches Archiv der Stadt Köln [= HAStK] Abt. 1006, Bachem Nr. 372. Brief vom 23.6.1847 an Domkapitular Strauss. Hier finden sich weitere Unterlagen zu den katholischen Zeitungsversuchen im Vormärz.

69Vgl. Heinz Boberach: Presse und Revolution 1848/49 im Rheinland, in: Stephan Lennartz u. Georg Mölich (Hg.): Revolution im Rheinland. Veränderungen der politischen Kultur 1848/49, Bielefeld 1998, S. 47-62.

70Vgl. Bachem, Bachem, Bd. 2, S. 457-461.

71RBA II/2, S. 129-132, hier S. 130.

72Vgl. Schneider, Katholiken auf die Barrikaden, S. 256ff. u. 263ff. Die Ideen der französischen Katholiken wirkten in Deutschland aufrüttelnd und mobilisierend, wurden aber nur sehr selektiv übernommen. Auch Belgien wurde für die deutschen Katholiken nur eingeschränkt zum Muster. Zu Montalembert siehe Philippe Tollu: Montalembert. Les libertés sous le Second Empire, Paris 1987, S. 171ff. Pastor, August Reichensperger, Bd. 2, S. 343ff. Bachem, Bachem, Bd. 3, S. 8-13. Waldemar Gurian: Die politischen und sozialen Ideen des französischen Katholi­zismus 1789/1914, Mönchengladbach 1928, S. 185ff.

73RBA II/2, S. 132

74Bonner Wochenblatt vom 17.6.1848, Köln, 14. Juni.

75Pius IX., Köln, 1, 3.1.1849. Seit März 1849 redigierte der Religionslehrer Christian Hermann Vosen, Religionslehrer in Köln, das Blatt, das nun ganz auf die stadtkölnischen Interessen zugeschnitten blieb.

76Vgl. RBA III, S. 425f.

77Rheinische Volkshalle 80, 24.12.1848. Vgl. u.a. seine Artikel in 23, 27.10.1848; 17, 20.1.1849; 38, 10.2.1849; 58, 2.3.1849, „Die Thronrede“. Bachem, Bachem, Bd. 2, S. 64f., 87 u. 90f.

78Rheinische Volkshalle 38, 10.2.1849.

79Monatsblatt des Vereins vom hl. Karl Borromäus, Bonn, Nr. 30, 1.3.1849.

80Rhein- und Moselzeitung 61, 15.3.1849: „Eine Antwort an den Central-Ver­wal­tungs­aus­schuß des Vereins vom hl. Karl Borromäus zu Bonn.“ (Anzeige).

81Vgl. HAStK Abt. 1006, Bachem, Nr. 386. Protokoll des Verwaltungsrates der Volkshalle vom 14.5.1849.

82Vgl. Herres, Städtische Gesellschaft und katholische Vereine, S. 254ff. Zu Westfalen siehe Bernd Haunfelder: Die politischen Wahlen im Regierungsbezirk Münster 1848-1867, 2 Bde., Münster 1982, S. 27ff. Ders.: Zwischen Widerstand und Anpassung: Zur Rolle der Vereine und Wahlkomitees im politischen Leben des Regierungsbezirks Münster 1848-1866, in: Westfälische Forschungen 39, 1989, S. 212-231, v.a. S. 217ff. Gottfried Huperz: Die Anfänge katholisch-politischer Vereins­bildung in Westfalen, Diss. Münster 1927, S. 31ff. Ursula Krey: Realität einer Illusion: Gesellschaftliche Span­nungen und das Vereinswe­sen in Westfa­len zwischen 1840 und 1854, in: West­fälische Forschungen 39, 1989, S. 18-56, hier S. 46. Dies.: Vereine in Westfalen, 1840-1855. Strukturwandel, soziale Spannungen, kulturelle Entfaltung, Paderborn 1993, v.a. S. 128ff.

83Einen wichtigen Beitrag zur Erforschung des rheinisch-katholischen Vereinswesen von 1848/49 hat Ernst Heinen in einer Reihe von Aufsätzen geleistet. Vgl. Ernst Heinen: Das katholische Vereinswesen in der Rheinprovinz und in Westfalen 1848 bis 1855. Kirchenpolitik oder Christliche Demokratie? in: Winfried Becker und Rudolf Morsey (Hg.): Christ­li­che Demo­kratie in Europa, Köln/Wien 1988, S. 29-58. Ernst Heinen: Der Kölner Pius-Verein 1848/49 – Ein Beitrag zu den Anfängen des politischen Katholizismus in Köln, in: Jahrbuch des Kölnischen Geschichtsvereins 57, 1986, S. 147-242. Ders.: Der de­mokratische Katholikenver­ein/Pius-Verein Trier (1848-1850), in: Kurtrierisches Jahrbuch 30, 1990, S. 253-306. Ders.: Der katholische Volksverein/Pius-Verein Ko­blenz 1848/50 (53), in: Archiv für mittelrheinische Kirchengeschichte 42, 1990, S. 193-216. Jetzt auch abgedruckt in ders.: Beiträge zur Geschichte des politischen Katholizismus’. Festgabe, hg. von Carl August Lückerath, Idstein 1993. Ernst Heinen: Katho­lizismus und Gesellschaft. Das katholische Vereins­we­­sen zwischen Revolu­tion und Reaktion (1848/49-1853/54), Idstein 1993, (Histo­ri­sches Semi­nar, N.F. Bd. 4), S. 153-159. Ders.: Der Piusverein zu Andernach. Ein Bericht, in: Archiv für mittelrheinische Kirchengeschichte 47, 1995, S. 277-279. Ders.: Anfänge des politischen Katholizismus in Aachen. Der Piusverein (1848-1854/55), in: Zeitschrift des Aachener Geschichtsvereins 100, 1995/1996, S. 327-472.

84Katholischer Volksbote, Trier, 28, 2.12.1848.

85Verhandlungen der ersten Versammlung des Katholischen Vereines Deutschlands am 3., 4., 5. und 6. Oktober zu Mainz. Amtlicher Bericht, Mainz 1848, S. 98ff.

86Zit. n. Walter Kühn: Der junge Hermann Becker. Ein Quellenbeitrag zur Geschichte der Arbeiterbewegung in Rheinpreußen, Dortmund 1934, S. 82.

87Vgl. Jürgen Herres: Demokratische Vereinsbildung als Gesellschaftsreform. Zum politischen Parteiwesen in Trier 1848 1851, in: Elisabeth Dühr (Hg.): „Der schlimmste Punkt in der Provinz“. Demokratische Revolution 1848/49 in Trier und Umgebung, Trier 1998, S. 459 501. Christoph Weber: Aufklärung und Orthodoxie am Mittelrhein 1820-1850, München usw. 1973, S. 149ff. Heinz Boberach: Die Koblenzer in der Revolution von 1848/49, in: Koblenzer Beiträge zur Geschichte und Kultur Neue Folge 7, 1997, S. 27-42.

88Vgl. Friedrich Meinecke: Weltbürgertum und Nationalstaat, München 1962 (Werke Bd. 5), S. 365ff. Meinecke beruft sich u.a. auf den zeitgenössischen Publizisten Walter Rogge.

89Vgl. Herbert Hömig: Rheinische Katholiken und Liberale in den Auseinandersetzungen um die preußische Verfassung unter besonderer Berücksichtigung der Kölner Presse, Köln 1971, S. 50ff.

90Trotzdem gab es weiterhin Vorbehalte. Wie die Deutsche Allgemeine Zeitung, Leipzig, am 20.1.1849 meldete, hatte sich in Köln „nach längern Debatten ... die Mitglieder der Demokratischen Gesellschaft, des Arbeitervereins, des Piusvereins und einer Fraction des Bürgervereins dahin geeinigt, daß vor der Wahl nachstehender Protest überreicht werden soll: ‘Die unterzeichneten Urwähler des N. Wahlbezirks der Stadt Köln erklären hiermit, daß sie, indem sie zur Wahl schreiten, nicht beabsichtigen, auf diejenigen Rechte zu verzichten, welche dem preußischen Volke durch die Verordnungen und Gesetze vom März und April v. J. gewährleistet worden sind. Sie ersuchen den Wahlcommissar, diese ihre Erklärung dem Wahlprotokolle beizufügen.’“ Damit wurde gegen die Oktroyierung der preußischen Verfassung protestiert, ohne daß man deshalb die Wahlen boykottieren wollte. DAZ Nr. 20, 20.1.1849, Sonnabend * Köln, 17. Jan.

91Vgl. Herres, Städtische Gesellschaft und katholische Vereine, S. 313ff.

92Rhein- und Moselzeitung, Koblenz, 184, 6.8.1848. Vgl. ebd. 186 u. 191, 9.8. u. 15.8.1848. Siehe RBA II/2, S. 311-314, wo sich auf ähnliche Artikel der Rhein- und Moselzeitung vom Juli 1848 bezogen wird. Auf die Juli-Debatte, die sich aufgrund der nicht überlieferten Nummern der Koblenzer Zeitung nur indirekt nachvollziehen läßt, wird ausführlich auch in der Neuen Rheinischen Zeitung reagiert, siehe ebd. 57, 27.7.1848. Ein Jahr später, im August 1849, schrieb der Koblenzer katholische Politiker Franz Peter Adams an Max von Gagern, daß alle Hoffnungen auf Preußen illusorisch sein müßten. Nur dann hätte man etwas erreichen können, „wenn der Plan, worüber wir früher sprachen, Preußen in seine einzelnen Provinzen aufzuteilen, sich als durchführbar gezeigt hätte.“ RBA III, S. 290f. Zu den Konflikten, die die Artikel der Rhein- und Moselzeitung beispielsweise in Trier zwischen Demokraten und Katholiken auslösten, vgl. Herres: Demokratische Vereinsbildung als Gesellschaftsreform, S. 482ff.

93Pius IX., Köln, 4, 24.1.1849. Rheinische Volkshalle 17, 20.1.1849.

94Bundesarchiv Außenstelle Frankfurt/Main DB 51-331, Pet. 6739. Ähnliche Petitionen sind u.a. aus Süchteln vom 12.2.1849, ebd. Pet. 6261, sowie aus Krefeld vom 30.1.1849, ebd. Pet. 5888 überliefert. Vgl. auch RBA III, S. 52.

95Vgl. Hömig, Rheinische Katholiken, S. 136. Pius IX., Köln, 8, 4.5.1849. Im Kölner Pius-Verein kam es daraufhin am 4.5. zu einer heftigen Auseinandersetzung, siehe ebd. 9, 11.5.1849. Der Gymnasiallehrer Lucas verlangte, daß man jeden „Verdacht“ ausräumen müsse, die Pius-Vereine würden die Reaktionspolitik des preußischen Königs unterstützen und die Frankfurter Reichsverfassung bekämpfen.

96Hauptstaatsarchiv Düsseldorf Reg. Düss. Präs. 862, Bl. 56.

97RBA III, S. 203f.

98Vgl. Herres, Städtische Gesellschaft und katholische Vereine, S. 306ff. RBA III, S. 129ff. Heinen, Katholizismus und Gesellschaft, S. 53ff. u. 103ff.

99RBA III, S. 131 u. 132.

100Ebd. S. 142f. Interessant ist eine andere Bemerkung Döllingers: „Ich habe als fernstehender, unbefangener Beobachter vielfach die Bemerkung gemacht, daß eine Mißstimmung gegen die preußische Regierung besteht, welche besonders in der Rheinprovinz sehr eingewurzelt und verbreitet ist.“ Diese Mißstimmung stehe einer „unbefangenen Würdigung“ der preußischen Politik im Wege und könne die Kirche „in den Schein systematischer Opposition gegen die Regierung“ bringen. S. 144f. Siehe dazu auch die Stellungnahme des Kölner Rechtsanwalts Karl Peter Rübsahmen, ebd. S. 150f.: „Ja, es ist wahr, es herrscht noch immer eien große Mißstimmung unter der katholischen Bevölkerung am Rhein und in Westfalen, eine Mißstimmung, die ihren gerechten Grund hat in den schweren und mannigfachen Bedrückungen...“

101Katholischer Volksbote, Trier, 103, 5.5.1849.

102RBA III, S. 133.

103Ebd. S. 151.

104Vgl. Herres, Städtische Gesellschaft und katholische Vereine, S. 258ff. Norbert Schloßmacher: Die Piusvereine in der preußischen Rheinprovinz 1848/49, in: Petitionen und Barrikaden, S. 161-165.

105Vgl. Herres, Städtische Gesellschaft und katholische Vereine, S. 262ff. Zu Aachen, einer katholischen ‘Hochburg’, siehe Jürgen Herres: Parteipolitik und Religion 1848/49. Die Wahl- und Vereinsbewegungen in der katholischen Fabrikstadt Aachen, in: Guido Müller (Hg.): Die Revolution von 1848/49 in Aachen, Aachen 1999 [im Druck].

106Katholische Sonntagsblätter für Belehrung und Erbauung, Mainz, 40, 1.10.1848; 35, 2.9.1849 u. 3, 20.1.1850.

107Pius IX., Köln, 2, 12.7.1848.

108Vgl. Hömig, Rheinische Katholiken, S. 159ff., v.a. S. 164ff. RBA III, S. 317f., 320f., 326 u. 361. Zur Verbitterung katholischer Politiker über die „anmaßlichen Reden ohne Taten“ und die „noch anmaßlicheren Ernennungen von Militärpredigern und Professoren“ siehe RBA III, S. 320f., Brief Peter Reichsperger an seinen Bruder August vom 21.11.1849.

109Vgl. Der Katholik, Mainz, 134, 137 u. 148, 9.11., 16.11. u. 12.12.1849.

110Vgl. RBA III, S. 322f. u. 359ff.

111Vgl. GStA PK Rep.77 Tit. 413 Nr. 57, Bl. 39ff.

112Pius IX., Vereinsorgan, Köln, 32, 25.10.1850.

113Vgl. GStA PK Rep. 77 Tit. 654b Nr. 5 Bd. 2.

114Vgl. Dieter Langewiesche: Revolution in Deutschland. Verfassungsstaat – Nationalstaat – Gesellschaftsreform, in: ders., Dowe, Haupt, Europa 1848, S. 167-195, v.a. S. 186ff. Dieter Langewiesche: Die Revolution von 1847/49. Forschungsstand und Forschungsdiskussion, in: 150 Jahre Deutsche Revolution. Ergebnisse des Offenburger Kolloquiums vom 8. Oktober 1993, Offenburg 1994, S. 25ff. Ders.: Die Revolution von 1848/49 im europäischen Kontext. Bermerkungen zu einer Regional- und Lokalforschung in vorgleichender Absicht, in: Ders. (Hg.): Demokratiebewegung und Revolution 1847 bis 1849. Internationale Aspekte und europäische Verbindungen, Karlsruhe 1998, S. 185-194. Ferner Manfred Gailus: Strasse und Brot. Sozialer Protest in den deutschen Staaten unter besonderer Berücksichtigung Preußens, 1847-1849, Göttingen 1990. Rüdiger Hachtmann: Berlin 1848, Bonn 1997.

115Peter Franz Reichensperger: Die Agrarfrage aus dem Gesichtspunkte der Nationalökonomie, der Politik und des Rechts und in besonderem Hinblicke auf Preußen und die Rheinprovinz, Trier 1847, S. 530 u. 567. Harsche Kritik übte bereits der zeitgenössische Publizist Karl Grün, vgl. dessen Rezension des Buches Reichenspergers „Die Agrarfrage“, Trier’sche Zeitung 304, 305, 309, 311 u. 318, 31.10., 1.11., 5.11., 7.11. u. 14.11.1847. Grün wandte sich gegen die von Reichensperger geforderte „corporativ-repräsentative Verfassung“, die lediglich einen „Nothstaat“ hervorbringen könne und sich „vor dem ‘Democratismus’ von unten“ fürchte.